27.03.2023 | Als einer von sechs Mitgliedern im „Rat der Volksbeauftragten“ während der Novemberrevolution 1918 ist Otto Landsberg in die Geschichtsbücher eingegangen. Über Jahrzehnte hinweg wirkte der spätere erste Justizminister der Weimarer Republik in Magdeburg, woran der Jurist Georg Prick in einem Vortrag zum “Gedenkjahr Magdeburg 2023” in der Stadtbibliothek erinnert.
Georg Prick ist Spitzenbeamter beim Landtag von Sachsen-Anhalt und erforscht seit vielen Jahren die Geschichte und das Personal der Anwaltschaft in der Region. In seinem Vortrag zeichnet er das Leben Otto Landsbergs und sein juristisches Wirken für die SPD mit vielen lokalen Bezügen nach.
Otto Landsberg stammte aus einer jüdischen Familie in Oberschlesien und vertrat als Anwalt zwischen 1895 und 1919 insbesondere Sozialdemokraten und Redakteure der damaligen Parteizeitung “Volksstimme”. Auch politisch machte er Karriere, zunächst als Stadtverordneter (heute Stadtrat) und dann 1912 als Reichstagsabgeordneter für Magdeburg. Nicht zuletzt aufgrund seines engen Vertrauensverhältnisses zu Friedrich Ebert gelangte er im Moment des Zusammenbruchs des Hohenzollernreichs in den “Rat der Volksbeauftragten” und stieg zum Minister auf. Als sich der Reichspräsident Friedrich Ebert dann 1924 in einem reichsweit aufsehenerregenden Beleidigungsprozess vor dem Magdeburger Landgericht gegen Vorwürfe in Verbindung mit der “Dolchstoßlegende” zur Wehr setzte, vertrat ihn Landsberg gemeinsam mit einem Kollegen. Zwar war der prominente Jurist längst in Berlin ansässig, doch kehrte er immer wieder zur Unterstützung der Magdeburger Sozialdemokraten an seine frühere Wirkungsstätte zurück. 1933 aber muss Landsberg emigrieren, um dem Terror der Nationalsozialisten zu entgegen.
Mittwoch, 29. März 2023 | 17 Uhr | Stadtbibliothek