
Der 1873 eröffnete zentrale Bahnhof Magdeburgs steht in vielfacher Beziehung zur Verfolgungsgeschichte des Nationalsozialismus. Von hier aus verließen Verfolgte des NS-Regimes die Stadt auf der Suche nach Sicherheit an anderen Orten des Deutschen Reiches oder im europäischen Exil. Von hier aus wurden als Teil der „Kindertransporte“ nach den Novemberpogromen 1938 junge Menschen jüdischer Herkunft nach Großbritannien in Sicherheit gebracht. Von hier aus fanden die Deportationen jüdischer Bürger in die Ghettos und Vernichtungslager im besetzten Osteuropa statt.
Die gewaltsame Vertreibung von Jüdinnen und Juden aus Magdeburg begann 1938 mit der Expatriierung und Ausweitung, derer, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den Pogromen in Polen und Russland nach Deutschland geflüchtet waren. Etwas 135 Menschen aus der Region – davon 74 aus Magdeburg – waren davon betroffen.
Ab 1942 begann dann die systematische Deportation in die osteuropäischen Ghettos und Vernichtungslager. Vom 14. April 1942 bis zum 16. Januar 1944 verließen sieben Deportationszüge mit mindestens 347 Magdeburger Jüdinnen und Juden den Hauptbahnhof in das KZ Theresienstadt, das Warschauer Ghetto und das Vernichtungslager Auschwitz. Am 2. März 1943 wurden nach Auflösung des „Zigeunerlagers“ Magdeburg zudem 470 Sinti*zze und Rom*nja nach Auschwitz deportiert.