1. März 1937
Der Direktor des Staatsarchivs weist Anfang des Jahres an, bis zum 1. März ein vollständiges Bestandsverzeichnis des Materials zu städtischen jüdischen Geschichte anzufertigen.Die dabei erfassten Hinweise auf Namensänderungen wurden als Versuche der betroffenen Familien ausgelegt, aus „kriminellen“ Gründen die Änderungen vorgenommen zu haben.
15. März 1937
Die preußische Regierung verbietet allen jüdischen Geschäften, Fahnen mit Hakenkreuz oder anderen nationalen Symbolen herzustellen oder zu verkaufen.Damit sollte öffentlich sichtbar die vermeintliche „Staatsfeindlichkeit“ der Juden verdeutlicht werden. Groteskerweise wurde Spielzeug von diesem Verbot ausgenommen.
30. März 1937
Die Gestapo fordert alle Dienststellen in Preußen auf, die Namen aller Kur- und Badeorte aufzulisten, die von Juden besucht werden.Ziel war es, jüdische Familien auf den Besuch rein jüdischer Anstalten zu beschränken.
10. April 1937
Wie überall im Reich wird auch der Magdeburger Ableger der B’nai B’rith, die Mendelssohn-Loge, zerschlagen.Eigentum und Vermögen werden konfisziert, sämtliche Akten beschlagnahmt. Die Loge hatte ihren Sitz am Breiten Weg und wurde bis zur ihrer Auflösung von den Rabbinern Dr. Georg Wilde und Georg Schäfer geführt.
31. Mai 1937
Die Stadtverwaltung fordert zum wiederholten Mal das preußische Kultusministerium auf, jüdische Schüler gesondert zu beschulen.
31. Juli 1937
Gerhard Holzer, Leiter des Betriebsberichterstatter-Apparats der Magdeburger KPD, wird hingerichtet.Er war am 11. September 1936 vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats zum Tode verurteilt worden.
5. August 1937
Julius Philippson, Reichschulungsleiter des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes wird von der Gestapo in Berlin verhaftet.Wenige Monate später folgen der Leiter des Magdeburger Ortsvereins, Karl Melzer, und weitere 19 Mitglieder in Magdeburg.
13. August 1937
Oskar Zuckschwerdt, Pfarrer der evangelischen Ulrichkirche und Mitglied der Bekennenden Kirche, wird in Untersuchungshaft genommen.Ihm werden Verstöße gegen das Sammlungsgesetz und Kanzelmissbrauch vorgeworfen. Bereits im Dezember 1934 hatte ihn der Gemeindekirchenrat aufgefordert, sein Amt niederzulegen, um eine „Schädigung unserer evangelischen Ulrichgemeinde und der Volksgemeinschaft“ zu vermeiden. Nach mehreren Wochen U-Haft wird Zuckschwerdt wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem das Naumburger Oberlandesgericht am 28. November 1937 seiner Haftbeschwerde stattgegeben hatte.
26. August 1937
Das preußische Innenministerium ordnet an, keine weiteren Zulassung für die Einrichtung jüdischer Gast- und Schenkwirtschaften zu erteilen.Nach dem Verbot nicht-jüdische Gaststätten zu besuchen, wurde damiten die Ausgrenzung der Juden in der Öffentlichkeit weiter verstärkt.
September 1937
Die Stadtverwaltung beschränkt die Behandlung von Juden in Krankenhäusern auf lebensbedrohliche Umstände.Begründet wurde die Maßnahme mit der angeblichen gesundheitlichen Gefährdung „arischer“ Patienten in Gegenwart von Juden.
20. September 1937
Erstmals wird gegenüber Mitgliedern der Zeugen Jehovas “Schutzhaft” in Verbindung mit der Einweisung in ein Konzentrationslager verhängt.Eine Angehörige der Glaubensgemeinschaft wird im Polizeipräsidium inhaftiert und am 16. Oktober in das KZ Moringen überstellt. Bis 1940 wurden 14 weitere Mitglieder der Bibelforschervereinigung in den Konzentrationslagern Moringen, Sachsenhausen, Lichtenburg, Buchenwald und Ravensbrück interniert.
21. September 1937
Das Oberlandesgericht Magdeburg verurteilt den jüdischen Bankier Philipp Schmulewitz in einem zweiten Schauprozess zu sieben Jahren Zuchthaus und 315.000 RM Geldstrafe.Außerdem werden ihm zehn Jahre die Grundrechte aberkannt. Hintergrund ist der unbewiesene Vorwurf illegalen Devisenhandels.
21. September 1937
Die Schulbeiräte der Magdeburger Gemeindeschulen stimmen der Einrichtung einer separaten „Judenschule“ zu.Seit Juli 1937 hat es entsprechende Pläne der Stadtverwaltung gegeben. Die Initiative hierzu war vom örtlichen NSDAP-Leiter ausgegangen.
22. Oktober 1937
Mit Drucksache 327 der Stadtverwaltung ist die Einrichtung von zwei „reinjüdischen“ Klassen in einem Nebengebäude der 2. Gemeindeschule vorgesehen.Die Erziehung sollte dort vor allem mit dem Ziel der Vorbereitung auf eine Auswanderung erfolgen.
24. Oktober 1937
Die Gestapo verschärft ihr Vorgehen gegen die Zeugen Jehovas. Zwischen 24. Oktober 1937 und 24. März 1938 werden allein in Magdeburg 79 Mitglieder der Zeugen Jehovas verhaftet.Die meisten von ihnen werden zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt.
30. Oktober 1937
Die Gestapo verhaftet Ludwig Göbel, Mitglieder der Zeugen Jehovas, wegen Fortführung der religiösen Tätigkeit.Als Leiter der Magdeburger Gemeinde hatte er ihre Mitglieder mit Schriften der Glaubensgemeinschaft versorgt und war an der Organisation von Protesten beteiligt.
1. November 1937
Ein Erlass des preußischen Kultusministeriums untersagt Kindern von Beamten den Besuch (konfessioneller) Privatschulen.Dies betrifft u.a. das Lyzeum in der Prälatenstraße, die St.-Norbert-Grundschule und vier weite katholische Schulen in Magdeburg. Im Schnitt verlieren die Schulen durch den Erlass etwa ein Drittel ihrer Schülerschaft.
17. Dezember 1937
Das Sondergericht in Halle verurteilt Ludwig Göbel, Gruppendiener der Zeugen Jehovas in Magdeburg, zu 27 Monaten Haft.