14. Januar 1942
In Vorbereitung auf die Deportationen werden die Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft aufgefordert, alle Woll- und Pelzsachen, Skier sowie Bergschuhe bei der Verwaltung abzuliefern.
24. März 1942
Die Stadtverwaltung untersagt allen Juden die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Nur für wenige Berufsgruppen gibt es Ausnahmegenehmigungen.
6. April 1942
Die Polizei verhaftet die Sintezza Klara Weiß wegen des Verstoßes gegen den „Festsetzungserlass“.Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, hatten sie in den benachbarten Dörfern Mottenkugel verkauft. Nach der Androhung einer Inhaftierung im KZ im Wiederholungsfall, wurde sie nach drei Tagen wieder aus dem Polizeigefängnis entlassen.
14. April 1942
Etwa 1.000 Juden – davon 153 aus Magdeburg – werden aus den Bereichen der Gestapo-Leitstellen Magdeburg, Potsdam und Berlin in das Warschauer Ghetto deportiert. Sie treffen dort am 16. April ein.
18. April 1942
Die Sintezza Berta F. wird von der Polizei in Colbitz aufgegriffen und in die Haftanstalt Magdeburg-Neustadt überstellt.Um den Lebensunterhalt ihrer Familie sicherstellen zu können, hatte sie sich über das Reiseverbot für Sinti und Roma hinweggesetzt. Als reisende Vertreterin hatte sie Spitzendeckchen verkauft und mit den Einnahmen Lebensmittel erworben.
23. April 1942
Das Oberfinanzpräsidium Magdeburg bestätigt den Eingang aller Begleitakten zu den am 14. April deportierten Juden.Die Akten dienen der Vorbereitung für die Maßnahmen zur Konfiszierung ihres verbliebenen Vermögens.
9. Mai 1942
Das Sondergericht Magdeburg verurteilt einen Handelsvertreter wegen illegaler Schlachtungen von Schafen und Schweinen zum Tode.Die erste Kammer des Gerichts folgt damit der Staatsanwalt und begründet das Urteil gegen den 56jährigen: „Für einen Volksschädling, der noch im 3. Kriegsjahr Fleisch durch Schwarzschlachtungen der Allgemeinheit entzog, ist kein Platz mehr in der Volksgemeinschaft.
11. Mai 1942
Die Staatspolizei erhöht ihren Druck gegenüber der jüdischen Bevölkerung und droht allen Besuchern nicht-jüdischer Kulturveranstaltungen KZ-Haft an.Die Regierung der Provinz Sachsen hatte zuvor alle Maßnahmen in diesen Fällen offiziell eingestellt.
14. Mai 1942
Alle Juden mit doppelter Staatsangehörigkeit wird die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen und ihr Besitz konfisziert.
18. Mai 1942
Harry König wird wegen der Weigerung, seine Lebenspartnerschaft mit der „Geltungsjüdin“ Ruth Choinowski aufzugeben, in „Schutzhaft“ genommen.Er wird am 2. Juli nach Buchenwald verschleppt. Bemühungen im seine Freilassungen scheitern, da er weiterhin zu seiner Familie steht und die Trennung verweigert.
22. Mai 1942
Wegen angeblicher „Herumtreiberei“ auf dem Breiten Weg wird der Sinto Paul K. verhaftet. Nach achttägigen Aufenthalt im Polizeigefängnis wird er wieder entlassen.
6. Juni 1942
Allen Juden wird die Nutzung von Warteräumen und Unterständen an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel untersagt.
17. Juni 1942
Alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde werden aufgefordert, Heiz- und Kochgeräte sowie Plattenspieler und Schallplatten der Verwaltung auszuhändigen.
8. Juni 1942
Dr. Schillst, Verwaltungsbeamter in Magdeburg, nimmt an einem Seminar teil, das dem Fachaustausch über die Konfiszierungen nach der Deportation von Juden dient.Das Seminar wird vom Oberfinanzpräsidium Berlin-Brandenburg und dem Reichfinanzministerium organisiert. In dessem Rahmen wird u.a. daran erinnert, dass kinderreiche „arische“ Familien bei der Vergabe frei gewordener „Judenwohnungen“ zuerst zu berücksichtigen seien.
22. Juni 1942
Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland informiert die Eltern aller Schüler jüdischer Schulen über deren Schließung am 1. Juli.Außerhalb der Familien war seitdem auch kein Privatunterricht mehr erlaubt.
3. Juli 1942
Das Konsistorium der ev. Kirchenprovinz Sachsen erinnert die Superintendentur in Magdeburg mit scharfen Worten daran, keine Taufen von Juden mehr vorzunehmen.
10. Juli 1942
Im Rahmen einer gezielten Tötungsaktion gegen Homosexuelle wird Kurt Köpp im KZ Sachsenhausen ermordet.Der ledige Schneider war im Mai 1942 in das Konzentrationslager eingewiesen worden.
11. Juli 1942
Philipp Schmulewitz, 1936/37 in einem Schauprozess wegen angeblich illegalen Devisenhandels verurteilt, wird auch dem Zuchthaus nach Auschwitz deportiert. Dort kommt er ums Leben.
11. Juli 1942
Eine bisher unbekannte Zahl Magdeburger Juden wird in ein osteuropäisches Ghetto – wahrscheinlich Warschau – deportiert.
17. Juli 1942
Der in Kanton geborene Hsoum Ling-Li wird als Homosexueller im KZ Sachsenhausen im Rahmen einer gezielten Aktion gegen Homosexuelle ermordet.Er war wenige Wochen zuvor in das Konzentrationslager eingewiesen worden.
3. August 1942
Das Oberfinanzpräsidium erhält alle Begleitakten zu den im Juni deportierten Juden. Hierzu gehören auch die Empfangsbestätigungen für die Schlüssel zu ihren ehemaligen Wohnungen.
11. August 1942
Ernst Willwoldt, aktives Mitglied der Magdeburger Gemeinde der Zeugen Jehovas, stirbt im KZ Dachau.Nach einer Haftstrafe wurde er für einige Monate im KZ Neuengamme interniert und kam am 1. August 1942 nach Dachau.
1. Oktober 1942
Das Polizeipräsidium erlässt ein nächtliches Ausgangsverbot für Juden, dass zunächst bis 1. April 1943 befristet ist.
14. Oktober 1942
Als KZ-Invaliden werden die Homosexuellen Hans Knüppel und Wilhelm Krüger in der „Euthanasie“-Anstalt Schloss Hartheim ermordet.Der ledige Eisenhändler Knüppel aus Ottersleben war seit Anfang 1942 im KZ Buchenwalt inhaftiert. Von dort deportierte man ihn in die KZ Natzweiler und Dachau. Der Kaufmann und Facharbeiter Krüger wurde im April 1942 zunächst in Buchenwald und dann im KZ Dachau interniert.
17. Oktober 1942
Moritz Choinowski, in Polen gebürtiger Jude, wird vom KZ Buchenwald nach Auschwitz deportiert.Choinowski hatte 1939 nach seiner erzwungenen Ausbürgerung vergeblich versucht, nach Belgien zu fliehen. Am 28. Januar 1945 wird er nach Dachau überstellt, wo er die Befreiung durch die Amerikaner erlebte.
20. Oktober 1942
Das Sondergericht Magdeburg verurteilt einen Melker auf Basis der „Volksschädlingsverordnung“ zum Tode.Der im Memelgebiet geboren Mann wird am 23. November 1942 in der gerade erst fertig gestellten Richtstätte des Zuchthauses in Halle (Saale) mit dem Fallbeil hingerichtet.
26. Oktober 1942
Das Landgericht Magdeburg annulliert die Ehe von Moritz Choinowski, in Polen gebürtiger Jude, und Margarethe Choinowski. Das Urteil wird am 6. Januar 1943 rechtskräftig.
18. November 1942
Mit dem „Transport XX/1“ werden 73 Juden – davon 32 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert.
25. November 1942
Mit dem „Transport XX/2“ werden 76 Juden – davon 33 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert.
2. Dezember 1942
Ein dritter Deportationszug („XX/3“) bringt 70 Juden – davon 30 aus Magdeburg – in das KZ Theresienstadt.