5. Januar 1945
Der katholische Pfarrer von Jendryssek (Polen), Paul Drosdek, stirbt nach 37monatiger Haft im Gefängnis Magdeburg.Am 11. Januar wird er auf dem Sudenburger Friedhof beigesetzt. Drosdek war als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden.
9. Januar 1945
Die ungarische Jüdin Matrona Samson stirbt an den Folgen von Zwangsarbeit und den widrigen Lebensumständen im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
9. Januar 1945
Vom KZ-Außenlager Polte-Magdeburg werden 26 „arbeitsunfähige“ Häftlinge in das KZ Bergen-Belsen deportiert.Unter den Frauen befinden sich fünf ungarische und vier polnische Jüdinnen, acht russische „Zivilarbeiterinnen“ und neun polnische „politische Häftlinge“. Aus der Mitteilung der Kommandantur des Polte-Lagers über diesen Transport geht hervor, dass 24 der Frauen an TBC erkrankt, eine herzkrank und eine Frau schwanger ist.
12. Januar 1945
Aus dem KZ Ravensbrück werden 50 weibliche Häftlinge an das KZ-Außenlager Polte-Magdeburg überstellt. Unter ihnen sind 27 deutsche, 17 russische, vier polnische und zwei Sinti-Frauen sowie eine Tschechin.
16. Januar 1945
Die ungarische Jüdin Mathilde Memolis stirbt an den Folgen der Haft im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
17. Januar 1945
Martin Freiberg – einer der wenigen nicht deportierten jüdischen Magdeburger – reißt sich den Judenstern von den Kleidern und kann aus der Stadt fliehen.Am Tag zuvor war das „Judenhaus“, in dem die Freibergs wohnen mussten, während des schweren Bombenangriffs zerstört worden. Versteckt in einem Dorf überleben er, sein Bruder und seine Eltern das Kriegsende.
23. Januar 1945
Die polnische Jüdin Maria Kolek stirbt an den Folgen von Drangsalierung und Entbehrung im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
30. Januar 1945
Die ungarische Jüdin Roszi Mauszkop stirbt, durch Hunger und Zwangsarbeit völlig entkräftet, im KZ Polte-Magdeburg.
3. Februar 1945
Aus dem KZ Ravensbrück wird eine Frau als Zwangsarbeiterin an das Außenlager Polte-Magdeburg überstellt. Dies ist der letzte Neuzugang vor Auflösung des Lagers.Insgesamt sind es mindestens 3.086 Frauen, die hier, im Arbeitskommando für Frauen, in der Zeit vom 01.09.1944 bis 13.04.1945 inhaftiert sind.
5. Februar 1945
Vier Magdeburger Verbindungsmänner der KPD werden im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.Sie waren im Zusammenhang mit einer Stapo-Aktion gegen die zentrale KPD-Führungsgruppe um Anton Saefkow im Sommer 1944 verhaftet worden.
6. Februar 1945
Die Polin Helene Sulima stirbt an der Folgen ihr Haft im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
7. Februar 1945
Die Entbehrungen durch KZ-Haft und Zwangsarbeit bei den Polte-Werken führen zum Tod der Russin Maria Lisiza.
9. Februar 1945
Das KZ-Außenlager „Magda“ in Rothensee wird aufgelöst. Seine noch lebenden 456 Insassen werden mittels Viehwaggons nach Buchenwald deportiert.Während des Transports sterben 19 Häftlinge an Hunger und Entkräftigung. Nach Ankunft im KZ Buchenwald müssen die Häftlinge dort oder in anderen Außenkommandos weiter Zwangsarbeit leisten.
24. Februar 1945
Die Polin Helena Jablonska stirbt – geschwächt von den Arbeits- und Lebensbedingungen als KZ-Häftling – im Außenkommando Polte-Magdeburg.
6. März 1945
Die Russin Lena Mazepa kommt als KZ-Häftling im Außenkommando Polte-Magdeburg ums Leben.
10. März 1945
Die widrigen Lebensumstände im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg führen zum Tod der russischen Zwangsarbeiterin Lena Dieytsch.
12. März 1945
Im KZ-Außenkommando bei den Polte-Werken im heutigen Stadtfeld stirbt die Polin Janina Filipowicz.
13. März 1945
Unterernährung und kräftezehrende Zwangsarbeit im KZ Polte-Magdeburg führen zum Tod der Russin Maria Makranzowa.
18. März 1945
Die Russin Anna Tkaschenko stirbt an den Folgen der KZ-Haft im Außenlager Polte-Magdeburg.
19. März 1945
Nur einen Monat vor der Besetzung durch US-Truppen trifft am Bahnhof Sudenburg ein Transport mit 130 zumeist jüdischen Häftlingen aus Ungarn und Polen ein. Sie kommen als Arbeitskommando aus dem in Auflösung befindlichen KZ Langenstein-Zwieberge und werden im Stadtzentrum bei Trümmerräumungen nach Bombenangriffen eingesetzt. Die SS bringt sie im KZ-Außenlager bei den Polte-Werken in einer eilig zusammen gezimmerten Baracke unter. Die 130 Männer sind die letzten KZ-Häftlinge, die in Magdeburg Zwangsarbeit leisten müssen.
23. März 1945
Drei Wochen vor der Evakuierung des KZ-Außenlagers Polte-Magdeburg werden 58 Frauen nach Bergen-Belsen deportiert. Unter ihnen sind Jüdinnen aus Lettland, Ungarn und Polen sowie Russinnen und Polinnen. Viele überleben das Kriegsende nicht.
28. März 1945
Die 2. Kammer des Sondergerichts Magdeburg verurteilt einen italienischen Zwangsarbeiter wegen Unterschlagung zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten.Der 23jährige habe sich bei Aufräumarbeiten nach dem Bombenangriff vom 16. Januar in den Trümmern Stoffreste gefunden und sich „angeeignet“.
11. April 1945
Bereits ohne funktionsfähige Kommandostruktur versuchen SS und Aufseherinnen die Häftlinge des KZ Polte-Magdeburg zu einem Evakuierungsmarsch zusammenzutreiben.Aus Angst und vielleicht auch aus Hoffnung auf die baldige Befreiung durch die US-Armee widersetzen sich die Häftlinge den Anordnungen. Die SS schießt um sich, es gibt viele Verletzte, doch muss die Lagerbewachung den Versuch zur Räumung schließlich aufgeben. Zwei Tage später wird es jedoch zu einem Todesmarsch der Häftlinge kommen, dann bewacht von Volkssturmeinheiten aus Magdeburg.
13. April 1945
Bei einem Massaker von Volkssturmeinheiten und Angehörigen der Hitlerjugend sterben auf dem Gelände des Stadions Neue Welt mindestens 42 Häftlinge des evakuierten KZ Polte-Magdeburg.Einige Stunden zuvor hatten die Volkssturmzüge etwa 3.500 Häftlinge vom Außenkommando gewaltsam Richtung Osten durch die Stadt getrieben. Das alles geschieht während der Kriegshandlungen um die Einnahme der Stadt. Dabei geraten die Häftlinge bei einer Rast auf dem Stadiongelände unter Artilleriebeschuss amerikanischer Truppen. Unter Panik versuchen die Häftlinge Deckung zu finden, woraufhin die Wachmannschaften auf die Fliehenden das Feuer eröffnet. Nach dem Massaker werden die Überlebenden erneut zusammengetrieben und in Marsch gesetzt. Als die weiblichen Häftlinge schließlich das KZ Ravensbrück erreichen, sind von den knapp 3.000 Frauen des Außenkommandos nur noch etwa 600 am Leben. Die männlichen KZ-Häftlinge aus Magdeburg marschieren weiter Richtung Sachsenhausen.
13. April 1945
Ernst Brandt, ehemaliger KPD-Stadtrat und Reichtagsabgeordneter, wird aus dem Gerichtsgefängnis Magdeburg-Sudenburg entlassen.Die NS-Zeit hatte er überwiegend in Schutz- und Untersuchungshaft in verschiedenen Strafanstalten und Konzentrationslagern verbracht – erstmalig von Mai 1933 bis August 1937, von September 1939 bis Mai 1943 und dann erneut seit März 1944.
3. Mai 1945
Ernst Lehmann, Mitglied im Widerstand der SPD, und Karl Schmidt, Mitglied im illegalen Kommunistischen Jugendverband, kommen bei der Evakuierung des KZ Neuengamme ums Leben.Sie waren bei Lübeck auf Schiffe verladen worden. Unvorstellbare Enge, Hunger, Durst und Krankheiten führen zum Tod vieler Häftlinge. Ein britischer Luftangriff, der Absetzbewegungen deutscher Truppenteile über die Ostsee verhindern soll, trifft die beiden in der Neustädter Bucht liegenden Schiffe „Cap Arcona” und „Thielbek. Nahezu 7000 Häftlinge verbrennen, ertrinken oder werden bei dem Versuch, sich zu retten, von der SS erschossen.
9. Juli 1945
Erst zwei Monate nach dem Ende des Dritten Reiches wird Erich M. aus der Haft entlassen. Er war im Juni 1940 wegen seiner Homosexualität zu anderthalb Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Als sogenannter Kriegstäter wurde die Haftzeit auf fünfeinhalb Jahre ausgedehnt. Erich M. verbüßte seine Strafe zunächst im Emslandlager Brual-Rhede, später in der Zuchthäusern Celle und Hameln.