6. September 1935
Die Gestapo Magdeburg verhaftet Gerhard Holzer, Leiter des Betriebsberichterstatter-Apparats der KPD in Magdeburg.Der gelernte Former initiierte den Aufbau von KPD-Betriebszellen im Untergrund und lieferte den Parteigremien Informationen aus der Magdeburger Rüstungsindustrie.
8. September 1935
Die Staatspolizeistelle verbietet allen Juden den Besuch des Stadtarchivs, der Bibliotheken und der Buchläden. Auch den städtischen Bädern sollen sie fernbleiben.
21. September 1935
Die Bezirksregierung Magdeburg verschickt an die Stadtverwaltung Fragebögen zur „Rassenzugehörigkeit“ aller Schüler.Die ausgefüllten Bögen sind bis zum 1. November zurückzuschicken. Hintergrund war das Bemühen, jüdische Schüler vom Besuch staatlicher Schulen auszuschließen.
24. September 1935
Bei einer Boykottaktion gegen jüdische Käufer werden in den Geschäften eigens von der NSDAP gefertigte Schilder mit der Aufschrift „Juden sind hier unerwünscht!“ aufgehängt.Die Schilder der Partei sollen den „Gemeinschaftssinn“ stärken und „Einheitlichkeit“ bei der Umsetzung der Aktion erzielen.
4. Oktober 1935
Alle Beamten im Gau Magdeburg-Anhalt werden angewiesen, keinesfalls in „nicht-arischen Einrichtungen einzukaufen.
8. Oktober 1935
Wenige Wochen nach Verkündigung der „Nürnberger Gesetze“ verschickt die Bezirksregierung an ihre Behörden einen „Fragebogen zum Nachweis der arischen Abstammung“.Der fünfseitige Bogen muss von allen Angestellten bis zum 25. Oktober in zweifacher Ausfertigung ausgefüllt zurückgegeben werden. Bis zum 25. November müssen zudem die eigenen Geburtsurkunden sowie die der Eltern und Großeltern zur Überprüfung eingereicht werden.
16. Oktober 1935
Die Abstammungsüberprüfungen führen zur Empfehlung der Schulbehörde, vier städtische Lehrer „jüdischer Abstammung“ aus dem Schuldienst zu entlassen.
16. Oktober 1935
Die Bezirksregierung weist alle Geldinstitute und die städtische Feuerwehr an, jüdische Angestellte zu suspendieren.
20. Oktober 1935
Studienrat Hans Rothenberg, Lehrer an der Lessing-Schule wird als Jude mit sofortiger Wirkung suspendiert.
4. November 1935
Maria Gottschalk, Lehrerin am privaten Elisabeth-Rosenthal-Gymnasium wird als Jüdin aus dem Schuldienst entlassen.
11. November 1935
Mehrere Anzeigen bei der Polizei beklagen, dass es noch immer jüdische Händler gebe, die „arische“ Firmen vertreten würden. Die Polizei wird gebeten dagegen vorzugehen.Ebenso werden Bauern angezeigt, die Geschäfte mit jüdischen Viehhändlern betreiben würden. Hintergrund ist eine Anordnung des Reichswirtschaftsministers vom 25. September, „nicht-arische“ Händler von sämtlichen Märkten auszuschließen.
28. November 1935
Ein Händler fordert mit einer Anzeige, Juden aus dem Viehhandel zu drängen und eine öffentliche Empörung gegen jüdische „Preistreiberei“ zu schüren.Das unterstellte jüdische Handelsmonopol führe zu „Unzufriedenheit und Unruhen in der örtlichen Bevölkerung“.
2. Dezember 1935
Der Polizeipräsident verfügt, dass Juden nur dann Milch zu verkaufen sei, wenn diese ein „akzeptables Äußeres“ und ein „unscheinbares Auftreten“ hätten.
2. Dezember 1935
Die Gestapo untersagt grundsätzlich alle jüdischen Veranstaltungen an christlichen Feiertagen und Sonntagen. Grund hierfür seien eingeschränkte Überwachungsmöglichkeiten an diesen Tagen.
9. Dezember 1935
Die Staatspolizeistelle untersagt öffentliche Werbekampagnen für die Jüdische Winterhilfe. Verstöße seien zu melden und anzuzeigen.
12. Dezember 1935
Die Staatspolizeistelle verfügt die vorläufige Schließung des Kaufhauses Barasch.Dem Besitzer wird mitgeteilt, dass das Geschäft erst am 14. Dezember nach Austausch aller leitenden Angestellten durch „arisches“ Personal wieder öffnen könne. Zuvor hatte ein Informant männliche Angestellte denunziert, „ernst zu nehmende Sittlichkeitsvergehen“ gegen weibliche Angestellte begangen zu haben. In allen Fällen geht es um Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden, die vor den Nürnberger Gesetzen als völlig normal erachtet worden wären.
14. Dezember 1935
Sechs leitende jüdische Angestellte des Kaufhauses Barasch werden in Gewahrsam genommen.Um das Geschäft wieder öffnen zu können, stellt der jüdische Besitzer, Hermann Broder, an ihrer statt „arische“ Fachkräfte ein. Die Kampagne gegen das Kaufhaus veranlasst zahlreiche weitere jüdische Mitarbeiter zu kündigen. So unter Druck gesetzt, prüft Broder den Verkauf seines Unternehmens.