13. April 1945
Ernst Brandt, ehemaliger KPD-Stadtrat und Reichtagsabgeordneter, wird aus dem Gerichtsgefängnis Magdeburg-Sudenburg entlassen.Die NS-Zeit hatte er überwiegend in Schutz- und Untersuchungshaft in verschiedenen Strafanstalten und Konzentrationslagern verbracht – erstmalig von Mai 1933 bis August 1937, von September 1939 bis Mai 1943 und dann erneut seit März 1944.
13. April 1945
Bei einem Massaker von Volkssturmeinheiten und Angehörigen der Hitlerjugend sterben auf dem Gelände des Stadions Neue Welt mindestens 42 Häftlinge des evakuierten KZ Polte-Magdeburg.Einige Stunden zuvor hatten die Volkssturmzüge etwa 3.500 Häftlinge vom Außenkommando gewaltsam Richtung Osten durch die Stadt getrieben. Das alles geschieht während der Kriegshandlungen um die Einnahme der Stadt. Dabei geraten die Häftlinge bei einer Rast auf dem Stadiongelände unter Artilleriebeschuss amerikanischer Truppen. Unter Panik versuchen die Häftlinge Deckung zu finden, woraufhin die Wachmannschaften auf die Fliehenden das Feuer eröffnet. Nach dem Massaker werden die Überlebenden erneut zusammengetrieben und in Marsch gesetzt. Als die weiblichen Häftlinge schließlich das KZ Ravensbrück erreichen, sind von den knapp 3.000 Frauen des Außenkommandos nur noch etwa 600 am Leben. Die männlichen KZ-Häftlinge aus Magdeburg marschieren weiter Richtung Sachsenhausen.
11. April 1945
Bereits ohne funktionsfähige Kommandostruktur versuchen SS und Aufseherinnen die Häftlinge des KZ Polte-Magdeburg zu einem Evakuierungsmarsch zusammenzutreiben.Aus Angst und vielleicht auch aus Hoffnung auf die baldige Befreiung durch die US-Armee widersetzen sich die Häftlinge den Anordnungen. Die SS schießt um sich, es gibt viele Verletzte, doch muss die Lagerbewachung den Versuch zur Räumung schließlich aufgeben. Zwei Tage später wird es jedoch zu einem Todesmarsch der Häftlinge kommen, dann bewacht von Volkssturmeinheiten aus Magdeburg.
28. März 1945
Die 2. Kammer des Sondergerichts Magdeburg verurteilt einen italienischen Zwangsarbeiter wegen Unterschlagung zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten.Der 23jährige habe sich bei Aufräumarbeiten nach dem Bombenangriff vom 16. Januar in den Trümmern Stoffreste gefunden und sich „angeeignet“.
23. März 1945
Drei Wochen vor der Evakuierung des KZ-Außenlagers Polte-Magdeburg werden 58 Frauen nach Bergen-Belsen deportiert. Unter ihnen sind Jüdinnen aus Lettland, Ungarn und Polen sowie Russinnen und Polinnen. Viele überleben das Kriegsende nicht.
19. März 1945
Nur einen Monat vor der Besetzung durch US-Truppen trifft am Bahnhof Sudenburg ein Transport mit 130 zumeist jüdischen Häftlingen aus Ungarn und Polen ein. Sie kommen als Arbeitskommando aus dem in Auflösung befindlichen KZ Langenstein-Zwieberge und werden im Stadtzentrum bei Trümmerräumungen nach Bombenangriffen eingesetzt. Die SS bringt sie im KZ-Außenlager bei den Polte-Werken in einer eilig zusammen gezimmerten Baracke unter. Die 130 Männer sind die letzten KZ-Häftlinge, die in Magdeburg Zwangsarbeit leisten müssen.
18. März 1945
Die Russin Anna Tkaschenko stirbt an den Folgen der KZ-Haft im Außenlager Polte-Magdeburg.
13. März 1945
Unterernährung und kräftezehrende Zwangsarbeit im KZ Polte-Magdeburg führen zum Tod der Russin Maria Makranzowa.
12. März 1945
Von Zwangsarbeit und den Entbehrungen der Haft gezeichnet, stirbt die Polin Janina Filipowicz im KZ-Außenkommando Polte-Magdeburg.
10. März 1945
Zwangsarbeit und katastrophale Haftbedingungen führen zum Tod der Russin Lena Dieytsch im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
6. März 1945
Von den Lebens- und Arbeitsbedingungen entkräftet, stirbt die Russin Lena Mazepa im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
24. Februar 1945
Die Polin Helena Jablonska stirbt – geschwächt von den Arbeits- und Lebensbedingungen als KZ-Häftling – im Außenkommando Polte-Magdeburg.
9. Februar 1945
Das KZ-Außenlager “Magda” in Rothensee wird aufgelöst. Seine noch lebenden 456 von insgesamt 2.172 Insassen werden in Viehwaggons nach Buchenwald deportiert. Während des Transports sterben 19 Häftlinge an Hunger und Entkräftigung. Nach Ankunft im KZ Buchenwald müssen die Häftlinge dort oder in anderen Außenkommandos weiter Zwangsarbeit leisten.
7. Februar 1945
Die Entbehrungen und die Drangsalierungen des Lagerregimes im KZ-Außenlager der Polte-Werke führen zum Tod der Russin Maria Lisiza.
6. Februar 1945
Die Polin Helena Sulima stirbt an der Folgen ihrer Haft und der kräftezehrenden Zwangsarbeit im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
5. Februar 1945
Hermann Danz, Friedrich Rödel, Johann Schellheimer und Martin Schwantes werden im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Die vier Kommunisten waren im antifaschistischen Widerstand aktiv. Im Juli 1944 waren sie verhaftet und am 1. November 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt worden. Nach Ende des NS wurden sie im Ehrenhain des Westfriedhofs beigesetzt.
3. Februar 1945
Aus dem KZ Ravensbrück wird eine Zwangsarbeiterin an das Außenlager für Frauen bei den Polte-Werken überstellt. Dies ist der letzte Neuzugang vor Auflösung des KZ. Insgesamt sind es mindestens 3.086 Frauen, die hier in der Zeit vom 14. Juni 1944 bis 13. April 1945 inhaftiert werden.
30. Januar 1945
Die ungarische Jüdin Roszi Mauszkop stirbt – durch Hunger und Zwangsarbeit völlig entkräftet – im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
23. Januar 1945
Die polnische Jüdin Maria Kolek stirbt an den Folgen von Drangsalierung und Entbehrung im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
17. Januar 1945
Die Familie Freiberg – unter ihnen der 13jährige Martin Freiberg – reißt sich die “Judensterne” von den Kleidern und kann aus der Stadt fliehen. Am Tag zuvor war das “Judenhaus”, in dem die Freibergs wohnen mussten, während des schweren Bombenangriffs zerstört worden. In einem Dorf unter die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen gemischt, überleben sie und werden am 13. April 1945 von US-amerikanischen Streitkräften befreit.
16. Januar 1945
Die ungarische Jüdin Mathilde Memolis stirbt an den Folgen von Zwangsarbeit und Haftbedingungen im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
12. Januar 1945
Aus dem KZ Ravensbrück werden 50 weibliche Häftlinge an das KZ-Außenlager Polte-Magdeburg zur Zwangsarbeit überstellt. Unter ihnen sind 27 deutsche, 17 russische und vier polnische Frauen sowie eine Sintiza und eine Tschechin.
9. Januar 1945
Vom KZ-Außenlager Polte-Magdeburg werden 26 “arbeitsunfähige” Häftlinge in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Unter den Frauen befinden sich fünf ungarische und vier polnische Jüdinnen, acht russische “Zivilarbeiterinnen” und neun polnische “politische Häftlinge”. 24 der Frauen waren an TBC erkrankt, eine Frau war herzkrank und eine schwanger.
9. Januar 1945
Die ungarische Jüdin Matrona Samson stirbt an den Folgen von Zwangsarbeit und den widrigen Lebensumständen im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg.
5. Januar 1945
Paul Drosdek, katholischer Priester aus Jendryssek (Diözese Kattowice, Polen), stirbt nach mehrjähriger Haft im Gefängnis Magdeburg. Am 11. Januar 1945 wird er auf dem Sudenburger Friedhof beigesetzt. Drosdek wurde 1941 wegen seines Protests gegen die Misshandlung von Polinnen und Polen denunziert und verhaftet. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands entging er dem KZ Dachau und musste seine Haftstrafe schließlich in Magdeburg absitzen.
29. Dezember 1944
Die SS deportiert 401 „arbeitsunfähige“ Häftlinge des KZ-Außenkommandos Magdeburg-Rothensee in das KZ Bergen Belsen. Bereits innerhalb der ersten zehn Tage nach ihrer Ankunft kommen dort 59 von ihnen ums Leben.
19. Dezember 1944
In einem Schreiben weist Hans Nathusius, Betriebsführer der Polte OHG, darauf hin, dass KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter:innen im Gegensatz zu regulär Angestellten keinen Anspruch auf eine Lohnausfallerstattung bei Fliegerangriffen haben.
2. Dezember 1944
300 jüdische Frauen und eine bisher unbekannte Zahl Männer erreichen mit einem Häftlingstransport aus Bergen-Belsen das KZ-Außenlager Polte-Magdeburg, unter ihnen Frauen aus Polen, Ungarn, Tschechien und Österreich.
24. November 1944
Bei einer Besichtigung im Hauptwerk der Polte OHG stellt das Gewerbeaufsichtsamt Magdeburg fest, dass die Betriebs-Sozialarbeiterinnen darauf achten, bei schweren Arbeiten möglichst nur osteuropäische Zwangsarbeiterinnen einzusetzen.