25. Juli 1944
Die SS stellt einen weiteren Rücktransport von 91 kranken und/oder völlig entkräfteten Häftlingen des Außenkommandos Magdeburg-Rothensee in das KZ Buchenwald zusammen. Dort erwartet sie in vielen Fällen der Tod.
24. Juli 1944
In Magdeburg werden bei einer Aktion gegen kommunistische Widerstandsgruppen Hubert Materlik, Fritz Rödel, Hans Schellheimer, Klara Schellheimer und Eva Lippold verhaftet.Sie sind von einem Gestapo-Spitzel verraten worden. Insgesamt werden mindestens 28 Widerstandskämpfer festgenommen.
23. Juli 1944
Nach einem ersten Transport von 900 Juden am 17. Juni 1944 erreicht ein weiterer Transport von 1.250 ungarischen Juden aus Auschwitz das Außenkommando in Magdeburg-Rothensee.Bis Ende August 1944 erfolgten noch drei kleinere Transporte mit 22 Häftlingen.
9. Juli 1944
Im Rahmen polizeilicher Aktionen gegen kommunistische Widerstandsgruppen werden Hermann Danz und Martin Schwantes verhaftet.Die Magdeburger Kommunisten hatten an einem Treffen von Nazigegnern um Anton Saefkow und Fant Jacob teilgenommen.
29. Juni 1944
Bereits wenige Tage nach der Ankunft im KZ-Außenlager “Magda” werden 59 Häftlinge als „arbeitsunfähig“ in das KZ Buchenwald deportiert.Kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge in den Konzentrationslagern unterliegen der Selektion durch den Häftlingspfleger, den Brabag-Betriebsarzt und der SS-Sanitäter. Die “Rücktransporte” wegen “Arbeitsunfähigkeit” in die Stammlager der Außenkommandos bedeuten häufig das Todesurteil für die Betroffenen.
17. Juni 1944
Auf Initiative der Braunkohle- und Benzin AG (Brabag) wird in Magdeburg-Rothensee ein Außenlager des KZ Buchenwald für männliche Häftlinge („Magda“) errichtet.Bis zur Auflösung des Lagers am 9. Februar 1945 sind hier ca. 2.200 fast ausschließlich ungarische Juden inhaftiert, die v.a. beim Bau von Luftschutzanlagen eingesetzt werden. Nur einige Hundert der Häftlinge erleben nach der Deportation ins Stammlager Buchenwald die Befreiung.
14. Juni 1944
Unweit des Stadtzentrums wird in Magdeburg-Wilhelmstadt, dem heutigen Stadtfeld, ein KZ-Außenlager für Frauen errichtet, dessen erste Häftlinge hier am 14. Juni 1944 eintreffen.Das Außenkommando ist bis zum 31. August 1944 dem KZ Ravensbrück und dann dem KZ Buchenwald unterstellt. Insgesamt werden hier etwa 3.100 Frauen, überwiegend aus Osteuropa, inhaftiert und müssen für den Polte-Konzern, einem der größten Munitionsproduzenten Europas, Zwangsarbeit leisten. Von den Inhaftierten überleben nur etwa 600 das Kriegsende.
9. März 1944
Der ehemalige Mitarbeiter der Zeugen Jehovas und Gruppendiener der Gemeinschaft im Untergrund, Franz Massors, wird im Zuchthaus Halle/Saale hingerichtet.Er wurde bereits im Februar 1940 festgenommen und aus 1943 aus der Haft zum Kriegsdienst einberufen. Das Reichskriegsgericht verurteilte Franz Massors wegen Wehrdienstverweigerung zum Tode.
12. Februar 1944
Der ehemalige Mitarbeiter des Bibelhauses der Zeugen Jehovas, Johannes Schindler, wird wegen Weiterführung der religiösen Tätigkeit in Dresden verhaftet und nach Magdeburg überstellt.Hier wird er von der Gestapo vom Bahnhof zum „Braunen Haus“ getrieben, vorbei an den verächtlichen Blicken der Passanten. Nach dem Verhör kommt Schindler in das Gestapo-Auffanglager Rothensee und schließlich ins städtische Gefängnis.
9. Februar 1944
Frieda Jess, Mitarbeiterin der Untergrunddruckerei der Zeugen Jehovas, wird ein weiteres Mal verhaftet.Sie wird wegen illegaler Fortführung religiöser Tätigkeiten am 17. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Kriegsende erlebt sie in der Haftanstalt Waldheim. Für ihren Glauben saß sie in der DDR von 1950 bis 1956 erneut im Zuchthaus.
4. Februar 1944
Im Zuchthaus Halle/Saale wird die wegen „Plünderung“ verurteilte Hildegard Trusch mit dem Fallbeil hingerichtet (siehe 22.01.1944).Während der Haft wurde bei ihr eine Schwangerschaft entdeckt, woraufhin die Vollstreckung des Todesurteils ins Stocken geriet, da Schwangere nach den geltenden Vorschriften nicht hingerichtet werden dürfen. Auf Betrieben der Magdeburger Staatsanwaltschaft wird ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen, mit der Begründung, das Kind Hildegard Truschs werde kein „wertvoller Bestandteil der Volksgemeinschaft“. Nach der erzwungenen Fehlgeburt stand der Hinrichtung formal nichts mehr im Wege.
22. Januar 1944
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die 23jährige Angestellte Hildegard Trusch zum Tode.Die Angeklagte soll in der Nacht zuvor während eines Bombenangriffs vom Hof eines brennenden Hauses u.a. eine Hose entwendet haben. Beim Versuch sie zu verkaufen, geriet Trusch an einen Polizeispitzel und wurde verhaftet. Die Verurteilte wird in das Zuchthaus Halle/Saale überführt.
10. Januar 1944
Am 10. Januar 1944, werden 16 Magdeburger Bürger als Juden mit einem letzten Großtransport nach Theresienstadt deportiert. Sie erreichen das Konzentrationslager am 11. Januar. Nacht acht Deportationstransporten seit 1942 ist damit die große Mehrheit der Juden aus Magdeburg deportiert. Die Stadt gilt als beinah „judenfrei“. Etwa 185 Juden leben in „Mischehen“ als Kinder von „Mischehen“ oder als „Mischlinge“ weiterhin in Magdeburg. Die meisten von ihnen verlieren in den letzten Kriegsjahren ihr Leben. Im April 1945 leben weniger als 20 Juden in Magdeburg.
10. Dezember 1943
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die Arbeiterin Irma H. wegen „Plünderung“ zum Tode. Die Strafe wird im Sommer 1944 wegen Schwangerschaft der Verurteilten in sechs Jahre Zuchthaus umgewandelt.
29. Juni 1943
Mit einem „Transportzug“ wird mindestens ein Jude aus Magdeburg nach Theresienstadt deportiert.
23. März 1943
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die in Lublin (Polen) geborene Katharina May wegen Fluchthilfe für zwei Kriegsgefangene zum Tode.Sie wird am 3. Mai 1943 im Zuchthaus Halle/Saale hingerichtet.
2. März 1943
Mit dem „32. Osttransport“ von Berlin aus werden auch mindestens vier Juden aus Magdeburg nach Auschwitz-Birkenau deportiert und treffen dort am 3. März ein.
2. März 1943
Die Bewohner aus dem „Zigeunerlager“ Magdeburg werden nach dem Eintreffen weiterer Sinti und Roma aus der Region vom Güterbahnhof mit dem Zug nach Auschwitz deportiert.Von 470 Deportierten überlebten 340 den Holocaust nicht.
1. März 1943
Am 1. März 1943 wird das „Zigeunerlager“ Magdeburg in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst und sämtliche Bewohner verhaftet.Mit 10 bis 15 Lastwagen werden sie zum Magdeburger Polizeipräsidium gebracht. Einige Sinti und Roma, die nicht im Lager gelebt haben, werden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert.
26. Februar 1943
Über 1.000 Menschen (davon mindestens 46 aus Magdeburg) werden mit dem „30. Osttransport“ von Berlin direkt in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.Dort treffen sie am Folgetag ein. In Magdeburg mussten sich die betroffenen Juden in der Saalwirtschaft „Freundschaft“ sammeln. Von dort wurden sie zum Hauptbahnhof gebracht und wahrscheinlich am 22. Februar nach Berlin überführt.
8. Februar 1943
Albert Hischland wird aus der Haft im Zuchthaus nach Auschwitz deportiert, wo er ums Leben kommt.Der ehemalige Schulleiter war in einem antisemitschen Schauprozess wegen “Unsittlichkeitsverbrechen” zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
8. Januar 1943
Harry König wird vom KZ Buchenwald in das Gerichtsgefängnis Magdeburg überstellt. Er war 1942 wegen seiner Verlobung mit der “Geltungsjüdin” Ruth Choinowski in Schutzhaft genommen worden.Das Sondergericht Magdeburg verurteilt ihn als „Volksschädling“ zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus. Die Strafe verbüßt er in den Haftanstalten Gräfenbonna und Hohenasperg.
2. Dezember 1942
Ein dritter Deportationszug („XX/3“) bringt 70 Juden – davon 30 aus Magdeburg – in das KZ Theresienstadt.
25. November 1942
Mit dem „Transport XX/2“ werden 76 Juden – davon 33 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert.
18. November 1942
Mit dem „Transport XX/1“ werden 73 Juden – davon 32 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert.
26. Oktober 1942
Das Landgericht Magdeburg annulliert die Ehe von Moritz Choinowski, in Polen gebürtiger Jude, und Margarethe Choinowski. Das Urteil wird am 6. Januar 1943 rechtskräftig.
20. Oktober 1942
Das Sondergericht Magdeburg verurteilt einen Melker auf Basis der „Volksschädlingsverordnung“ zum Tode.Der im Memelgebiet geboren Mann wird am 23. November 1942 in der gerade erst fertig gestellten Richtstätte des Zuchthauses in Halle (Saale) mit dem Fallbeil hingerichtet.
17. Oktober 1942
Moritz Choinowski, in Polen gebürtiger Jude, wird vom KZ Buchenwald nach Auschwitz deportiert.Choinowski hatte 1939 nach seiner erzwungenen Ausbürgerung vergeblich versucht, nach Belgien zu fliehen. Am 28. Januar 1945 wird er nach Dachau überstellt, wo er die Befreiung durch die Amerikaner erlebte.
14. Oktober 1942
Als KZ-Invaliden werden die Homosexuellen Hans Knüppel und Wilhelm Krüger in der „Euthanasie“-Anstalt Schloss Hartheim ermordet.Der ledige Eisenhändler Knüppel aus Ottersleben war seit Anfang 1942 im KZ Buchenwalt inhaftiert. Von dort deportierte man ihn in die KZ Natzweiler und Dachau. Der Kaufmann und Facharbeiter Krüger wurde im April 1942 zunächst in Buchenwald und dann im KZ Dachau interniert.
1. Oktober 1942
Das Polizeipräsidium erlässt ein nächtliches Ausgangsverbot für Juden, dass zunächst bis 1. April 1943 befristet ist.