17. Juni 1944
Auf Initiative der Braunkohle- und Benzin AG (Brabag) wird in Magdeburg-Rothensee ein Außenlager des KZ Buchenwald für männliche Häftlinge („Magda“) errichtet.Bis zur Auflösung des Lagers am 9. Februar 1945 sind hier ca. 2.200 fast ausschließlich ungarische Juden inhaftiert, die v.a. beim Bau von Luftschutzanlagen eingesetzt werden. Nur einige Hundert der Häftlinge erleben nach der Deportation ins Stammlager Buchenwald die Befreiung.
14. Juni 1944
Unweit des Stadtzentrums wird in Magdeburg-Wilhelmstadt, dem heutigen Stadtfeld, ein KZ-Außenlager für Frauen errichtet, dessen erste Häftlinge hier am 14. Juni 1944 eintreffen.Das Außenkommando ist bis zum 31. August 1944 dem KZ Ravensbrück und dann dem KZ Buchenwald unterstellt. Insgesamt werden hier etwa 3.100 Frauen, überwiegend aus Osteuropa, inhaftiert und müssen für den Polte-Konzern, einem der größten Munitionsproduzenten Europas, Zwangsarbeit leisten. Von den Inhaftierten überleben nur etwa 600 das Kriegsende.
9. März 1944
Der ehemalige Mitarbeiter der Zeugen Jehovas und Gruppendiener der Gemeinschaft im Untergrund, Franz Massors, wird im Zuchthaus Halle/Saale hingerichtet.Er wurde bereits im Februar 1940 festgenommen und aus 1943 aus der Haft zum Kriegsdienst einberufen. Das Reichskriegsgericht verurteilte Franz Massors wegen Wehrdienstverweigerung zum Tode.
12. Februar 1944
Der ehemalige Mitarbeiter des Bibelhauses der Zeugen Jehovas, Johannes Schindler, wird wegen Weiterführung der religiösen Tätigkeit in Dresden verhaftet und nach Magdeburg überstellt.Hier wird er von der Gestapo vom Bahnhof zum „Braunen Haus“ getrieben, vorbei an den verächtlichen Blicken der Passanten. Nach dem Verhör kommt Schindler in das Gestapo-Auffanglager Rothensee und schließlich ins städtische Gefängnis.
9. Februar 1944
Frieda Jess, Mitarbeiterin der Untergrunddruckerei der Zeugen Jehovas, wird ein weiteres Mal verhaftet.Sie wird wegen illegaler Fortführung religiöser Tätigkeiten am 17. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Kriegsende erlebt sie in der Haftanstalt Waldheim. Für ihren Glauben saß sie in der DDR von 1950 bis 1956 erneut im Zuchthaus.
4. Februar 1944
Im Zuchthaus Halle/Saale wird die wegen „Plünderung“ verurteilte Hildegard Trusch mit dem Fallbeil hingerichtet (siehe 22.01.1944).Während der Haft wurde bei ihr eine Schwangerschaft entdeckt, woraufhin die Vollstreckung des Todesurteils ins Stocken geriet, da Schwangere nach den geltenden Vorschriften nicht hingerichtet werden dürfen. Auf Betrieben der Magdeburger Staatsanwaltschaft wird ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen, mit der Begründung, das Kind Hildegard Truschs werde kein „wertvoller Bestandteil der Volksgemeinschaft“. Nach der erzwungenen Fehlgeburt stand der Hinrichtung formal nichts mehr im Wege.
22. Januar 1944
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die 23jährige Angestellte Hildegard Trusch zum Tode.Die Angeklagte soll in der Nacht zuvor während eines Bombenangriffs vom Hof eines brennenden Hauses u.a. eine Hose entwendet haben. Beim Versuch sie zu verkaufen, geriet Trusch an einen Polizeispitzel und wurde verhaftet. Die Verurteilte wird in das Zuchthaus Halle/Saale überführt.
10. Januar 1944
Am 10. Januar 1944 werden 16 Magdeburger Jüdinnen und Juden mit einem letzten Großtransport (“XX/4”) nach Theresienstadt deportiert. Nacht sieben größeren Deportationtransporten seit 1942 ist damit die große Mehrheit der Jüdinnen und Juden aus Magdeburg deportiert. Die Stadt gilt als “judenfrei”. Etwa 185 Jüdinnen und Juden leben noch in “Mischehen”, als Kinder von “Mischehen” oder als “Mischlinge” weiterhin in der Stadt. Die meisten von ihnen verlieren in den letzten Kriegsjahren ihr Leben. Im April 1945 leben weniger als 20 Jüdinnen und Juden in Magdeburg.
10. Dezember 1943
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die Arbeiterin Irma H. wegen „Plünderung“ zum Tode. Die Strafe wird im Sommer 1944 wegen Schwangerschaft der Verurteilten in sechs Jahre Zuchthaus umgewandelt.
29. Juni 1943
Während des gesamten Zeitraums der Deportationen werden aus Magdeburg auch eine bisher unbekannte Zahl von Jüdinnen und Juden einzeln verschleppt, so auch die zehnjährige Rita Vogelhut. Sie wird am 29. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert und von dort am 16. Mai 1944 nach Auschwitz.
23. März 1943
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die in Lublin (Polen) geborene Katharina May wegen Fluchthilfe für zwei Kriegsgefangene zum Tode.Sie wird am 3. Mai 1943 im Zuchthaus Halle/Saale hingerichtet.
2. März 1943
Mit dem „32. Osttransport“ von Berlin aus werden auch der 37jährige Leopold Natowitz und seine drei Töchter Mia, Doris und Miriam aus Magdeburg nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie treffen dort am 3. März ein.
2. März 1943
Die Bewohner aus dem „Zigeunerlager“ Magdeburg werden nach dem Eintreffen weiterer Sinti und Roma aus der Region vom Güterbahnhof mit dem Zug nach Auschwitz deportiert.Von 470 Deportierten überlebten 340 den Holocaust nicht.
1. März 1943
Am 1. März 1943 wird das „Zigeunerlager“ Magdeburg in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst und sämtliche Bewohner verhaftet.Mit 10 bis 15 Lastwagen werden sie zum Magdeburger Polizeipräsidium gebracht. Einige Sinti und Roma, die nicht im Lager gelebt haben, werden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert.
26. Februar 1943
Mit dem “30. Osttransport” werden 913 Personen (davon 77 aus Magdeburg) von Berlin nach Auschwitz deportiert. Sie treffen dort tags darauf ein. In Magdeburg mussten sich die betroffenen Jüdinnen und Juden in der Saalwirtschaft “Freundschaft” sammeln. Von dort wurden sie zum Hauptbahnhof gebracht und am 22. Februar nach Berlin überführt.
8. Februar 1943
Albert Hischland wird aus der Haft im Zuchthaus nach Auschwitz deportiert, wo er ums Leben kommt.Der ehemalige Schulleiter war in einem antisemitschen Schauprozess wegen “Unsittlichkeitsverbrechen” zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
8. Januar 1943
Harry König wird vom KZ Buchenwald in das Gerichtsgefängnis Magdeburg überstellt. Er war 1942 wegen seiner Verlobung mit der “Geltungsjüdin” Ruth Choinowski in Schutzhaft genommen worden.Das Sondergericht Magdeburg verurteilt ihn als „Volksschädling“ zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus. Die Strafe verbüßt er in den Haftanstalten Gräfenbonna und Hohenasperg.
2. Dezember 1942
Ein dritter Deportationszug (“XX/3”) bringt 70 Jüdinnen und Juden – davon 30 aus Magdeburg – in das KZ Theresienstadt. Sie treffen dort am selben Tag ein.
25. November 1942
Mit dem “Transport XX/2” werden 76 Jüdinnen und Juden – davon 33 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert. Sie treffen dort am selben Tag ein.
18. November 1942
Mit dem “Transport XX/1” werden 73 Jüdinnen und Juden – davon 32 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert. Sie treffen dort am selben Tag ein.
26. Oktober 1942
Das Landgericht Magdeburg annulliert die Ehe von Moritz Choinowski, in Polen gebürtiger Jude, und Margarethe Choinowski. Das Urteil wird am 6. Januar 1943 rechtskräftig.
20. Oktober 1942
Das Sondergericht Magdeburg verurteilt einen Melker auf Basis der „Volksschädlingsverordnung“ zum Tode.Der im Memelgebiet geboren Mann wird am 23. November 1942 in der gerade erst fertig gestellten Richtstätte des Zuchthauses in Halle (Saale) mit dem Fallbeil hingerichtet.
17. Oktober 1942
Moritz Choinowski, in Polen gebürtiger Jude, wird vom KZ Buchenwald nach Auschwitz deportiert.Choinowski hatte 1939 nach seiner erzwungenen Ausbürgerung vergeblich versucht, nach Belgien zu fliehen. Am 28. Januar 1945 wird er nach Dachau überstellt, wo er die Befreiung durch die Amerikaner erlebte.
14. Oktober 1942
Als KZ-Invaliden werden die Homosexuellen Hans Knüppel und Wilhelm Krüger in der „Euthanasie“-Anstalt Schloss Hartheim ermordet.Der ledige Eisenhändler Knüppel aus Ottersleben war seit Anfang 1942 im KZ Buchenwalt inhaftiert. Von dort deportierte man ihn in die KZ Natzweiler und Dachau. Der Kaufmann und Facharbeiter Krüger wurde im April 1942 zunächst in Buchenwald und dann im KZ Dachau interniert.
1. Oktober 1942
Das Polizeipräsidium erlässt ein nächtliches Ausgangsverbot für Juden, dass zunächst bis 1. April 1943 befristet ist.
11. August 1942
Ernst Willwoldt, aktives Mitglied der Magdeburger Gemeinde der Zeugen Jehovas, stirbt im KZ Dachau.Nach einer Haftstrafe wurde er für einige Monate im KZ Neuengamme interniert und kam am 1. August 1942 nach Dachau.
3. August 1942
Die Oberfinanzdirektion erhält alle Begleitakten zu den am 11. Juni deportierten Jüdinnen und Juden. Hierzu gehören auch die Empfangsbestätigungen für die Schlüssel zu ihren ehemaligen Wohnungen.
17. Juli 1942
Der in Kanton geborene Hsoum Ling-Li wird als Homosexueller im KZ Sachsenhausen im Rahmen einer gezielten Aktion gegen Homosexuelle ermordet.Er war wenige Wochen zuvor in das Konzentrationslager eingewiesen worden.
11. Juli 1942
Philipp Schmulewitz, 1936/37 in einem Schauprozess wegen angeblich illegalen Devisenhandels verurteilt, wird auch dem Zuchthaus nach Auschwitz deportiert. Dort kommt er ums Leben.
10. Juli 1942
Im Rahmen einer gezielten Tötungsaktion gegen Homosexuelle wird Kurt Köpp im KZ Sachsenhausen ermordet.Der ledige Schneider war im Mai 1942 in das Konzentrationslager eingewiesen worden.