41. Stolpersteinverlegung
05.08.2024 | Die Landeshauptstadt Magdeburg lädt am 8. August 2024 zur 41. Verlegung von Stolpersteinen in Erinnerung an lokale Opfer des Nationalsozialismus ein. An zwei Orten werden insgesamt sechs Stolpersteine verlegt. Die Verlegungen werden gemeinsam durch die Arbeitsgruppe “Stolpersteine für Magdeburg”, dem Künstler Gunter Demnig und den Verwandten der Opfer gestaltet. Dazu werden Angehörige der Familie Rosenberg aus den USA anwesend sein:
14.15 Uhr | Heumarkt / Einmündung Cracauer Straße: Stolpersteinverlegung für Ruchla Laja Sieradzki und Tochter Senta
15.00 Uhr | Synagogenmahnmal (Julius-Bremer-Straße): Stolpersteinverlegung Rudolf Rosenberg, seine Frau und Kinder
Spenden erbeten
Die Landeshauptstadt und die Arbeitsgruppe “Stolpersteine für Magdeburg” danken allen Spender:innen, die mit ihrer Unterstützung zur Verlegung von Stolpersteinen beitragen. Insgesamt konnten bereits über 700 dieser Gedenksteine verlegt werden.
Weitere Unterstützung bei der Finanzierung ist notwendig und jederzeit unter folgender Bankverbindung willkommen:
Landeshauptstadt Magdeburg, Sparkasse Magdeburg, IBAN DE02 8105 3272 0014 0001 01, Verwendungszweck: 37994311/Stolpersteine
Donnerstag, 8. August 2024 | ab 14.15 Uhr | Heumarkt / Einmündung Cracauer Straße
Man passte auf, dass man uns leiden ließ
17.06.2024 | Vor 80 Jahren wurden im heutigen Magdeburg-Stadtfeld und in Magdeburg-Rothensee zwei KZ-Außenlager errichtet. Die Stadtbibliothek Magdeburg und Miteinander e.V. erinnern an die Opfer und die Verbrechen der Täter:innen. Es lesen und kommentieren der Schauspieler Jochen Gehle und der Historiker Pascal Begrich.
Zum Hintergrund
Ab Herbst 1942 entstanden überall im Deutschen Reich zwischen 1.200 und 1.600 KZ-Außenlager, in denen über 700.000 Häftlinge für die Kriegswirtschaft arbeiten mussten. In Magdeburg existierten mindestens zwei solcher Außenkommandos mit insgesamt mehr als 5.700 Häftlingen. Am 17. Juni 1944 wurden für die Braunkohle- und Benzin-AG in Magdeburg-Rothensee ein Lager für männliche sowie am 14. Juni 1944 für die Polte OHG in Magdeburg-Stadtfeld ein Lager für weibliche und später auch männliche KZ-Häftlinge eingerichtet. Beide Außenkommandos waren dem KZ Buchenwald zugeordnet.
Donnerstag, 20. Juni 2024 | 17 Uhr | Stadtbibliothek Magdeburg
Gedenken an die Häftlinge des KZ Polte-Magdeburg
10.06.2024 | Die Landeshauptstadt Magdeburg, der Politische Runde Tisch der Frauen und BeReshit e.V. laden zu einer Gedenkkundgebung am Mahnmal für das KZ-Außenlager bei den Polte-Werken (Liebknechtstraße 65) ein. Erinnert wird an die über 3.000 Frauen und 600 Männer, die hier vom 14. Juni 1944 bis zum 13. April 1945 interniert waren und Zwangsarbeit leisten mussten. Die Veranstaltung wird durch Tabea Wollner musikalisch begleitet.
Zum Hintergrund
Am 14. Juni 1944 erreichte ein Transport von etwa 1.000 weiblichen Häftlingen die Polte-Werke im heutigen Stadtfeld. Sie mussten hier in einem Außenkommando der Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald Zwangsarbeit leisten. Bis zur Auflösung des KZ-Außenlagers waren hier insgesamt 3.090 Frauen inhaftiert. Sie kamen mit vier großen Transporten aus den Konzentrationslagern Ravensbrück, Stutthof und Bergen-Belsen nach Magdeburg. Das KZ für Frauen wurde ab November 1944 durch ein KZ für Männer ergänzt. Von den Internierten überlebten nur etwa 600 Frauen und wenige Hundert Männer KZ-Haft und Evakuierungsmärsche.
Freitag, 14. Juni 2024 | 16 Uhr | Mahnmal für das KZ-Außenlager bei den Polte-Werken (Liebknechtstraße 65)
Lesen gegen das Vergessen
06.05.2024 | Wir erinnern an die Bücherverbrennungen vor 91 Jahren. Nach 2023 zum zweiten Mal lesen bekannte Persönlichkeiten der Stadt gegen das Vergessen. Beginnen wird Jan Schenck, der sein Projekt “Verbrannte Orte” und die dazugehörige Ausstellung vorstellen wird, die ab dem 10. Mai im Literaturhaus Magdeburg zu sehen sein wird. Zu den Lesenden an diesem Tag gehören unter anderem Anita Bader, Giselher Quast, Paula Hengstmann und Lars Johansen. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von Martin Rühmann und Warnfried Altmann.
Die Lesung ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt und des Literaturhauses Magdeburg. Unterstützt wird die Veranstaltung vom Förderverein der Schriftsteller, vom Bündnis Solidarisches Magdeburg und von Miteinander e.V..
Freitag, 10. Mai 2024 | 17 Uhr | Erich-Hübner-Platz (vor dem Hundertwasserhaus)
Gedenken an die deportierten und ermordeten Sinti:zze und Rom:nja
14.02.2024 | Vor 81 Jahren, am 1. März 1943, löste die Stadt Magdeburg das sogenannte Z…lager am Holzweg/Silberberg auf. Die Bewohner:innen wurden nach Auschwitz deportiert, wo 340 Sinti:zze und Rom:nja ermordet wurden. Miteinander e.V., das Bündnis gegen Rechts und die Stadtbibliothek Magdeburg laden zum Gedenken ein. Die Ansprachen halten Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport (angefragt) und Pascal Begrich, Geschäftsführer von Miteinander e.V.. Die Veranstaltung wird musikalisch durch den Akkordeonisten Martin Müller begleitet.
Zum Hintergrund
Am 4. März 1935 hatte die Stadtverwaltung Magdeburg die Errichtung eines „Z…lagers“ beschlossen. Ab Mai 1935 mussten hier alle Sinti:zze und Rom:nja der Stadt unter widrigen Lebensbedingungen wohnen. Am 1. März 1943 wurde das Lager in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst. Sämtliche Bewohner:innen wurden verhaftet und mit 10 bis 15 Lastwagen zum Magdeburger Polizeipräsidium gebracht. Weitere Sinti:zze und Rom:nja, die nicht im Lager gelebt hatten, wurden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert. Tags darauf wurden die Inhaftierten zusammen mit Sinti:zze und Rom:nja aus der Region vom Güterbahnhof mit dem Zug nach Auschwitz deportiert. Von 470 Deportierten überlebten 340 die Liquidierung des dortigen „Z…lagers“ nicht. Insgesamt fielen dem Porajmos – dem Völkermord an den Sinti:zze und Rom:nja im Nationalsozialismus – mindestens 200.000 Menschen zum Opfer.
01.03.2024 | 16 Uhr | Namensstele (Olvenstedter Graseweg, Fußgängerzugang zum Florapark)
Öffentliche Lesung anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus
25.01.2024 | Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus laden die Stadtbibliothek Magdeburg, Miteinander e.V. und das Bündnis gegen Rechts Magdeburg zu einer öffentlichen Lesung unter dem Titel “Der Taten erinnern, der Opfer gedenken” ein. An der Gedenkplatte für die Opfer der Deportationen am Hauptbahnhof wird an jene Magdeburger:innen erinnert, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet worden sind. Der Blick der Lesung richtet sich aber auch auf die Gegenwart, in der sich jüdische Menschen angesichts einer Welle von Antisemitismus seit dem 7. Oktober kaum mehr offen zu erkennen geben. Der Magdeburger Jazz-Musiker Enver Ibragimov begleitet die Ausführungen mit dem Saxophon.
27.01.2024 | 16 Uhr | Willy-Brandt-Platz
Erinnerungspolitische Impulse für eine offene Gesellschaft
Gedenkjahr Magdeburg unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz wird mit der Beteiligung an der Aktionswoche “Eine Stadt für alle” fortgesetzt
15.01.2024 | Am 16. Januar 1945 traf Magdeburg im Zuge des Luftkriegs ein umfassendes Flächenbombardement, das zahlreiche zivile Opfer forderte. Dieses Ereignis und der nachfolgende Wiederaufbau prägten die Stadtentwicklung von Grund auf. Die breite zivilgesellschaftliche Initiative Weltoffenes Magdeburg greift die bis zum heutigen Tag fortwirkende Zäsur alljährlich als Ausgangspunkt der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ auf, die jeweils mit dem 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, ihr Ende findet.
Auch wir – Miteinander e.V. und Bündnis gegen Rechts Magdeburg sind Teil der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ und freuen uns dabei zu sein. Gemeinsam mit unserem Partner, der Stadtbibliothek Magdeburg – legen wir mit der Fortsetzung des Gedenkjahrs Magdeburg die Erinnerung an die lokalen Opfer des Nationalsozialismus und ihre Bedeutung für die demokratische Gesellschaft der Gegenwart in den Mittelpunkt unserer Beiträge.
Denn so verstehen wir den Kern der Aktionswoche: Sie stellt das jährliche Gedenken an die Bombardierung Magdeburgs in den Zusammenhang des Kriegsgeschehens insgesamt, um die Erinnerungspraxis zu öffnen. Der Zweite Weltkrieg ist durch das Deutsche Reich nicht nur als Angriffs- und Eroberungskrieg entfacht worden. Von Beginn an wurde der Konflikt vielmehr auch als ideologisch motivierter Vernichtungskrieg geführt. Die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden erfolgte fortwährend gezielt parallel zu militärischen Handlungen. Der NS-Ideologie einer homogenen Volksgemeinschaft vielen Angehörige vieler weitere Minderheiten und Bevölkerungsgruppen zum Opfer: Sinti*zze und Rom*nja, Osteuropäer*innen, Behinderte, Personen mit „abweichendem Verhalten“, politische Gegner*innen u.v.m. wurden ermordet oder versklavt.
Will das Gedenken anlässlich des 16. Januar diesen Kontext angemessen berücksichtigen, so muss es sich daher auf zwei Gruppen von Leidtragenden richten, deren Geschichte und Schicksale aber nicht nebeneinanderstehen, sondern aufs Engste miteinander verbunden sind. Damit beziehen wir und viele Akteur*innen Magdeburgs jedes Jahr aufs Neue erinnerungspraktisch Position gegenüber relativierenden Sichtweisen auf die Geschehnisse, die Leid und Opfer mit dem Ziel gegenüber stellen sowie deutsche Schuld und Verantwortung in Zweifel zu ziehen. Andererseits rufen vielgestaltige Beiträge zur Aktionswoche das umfassende Ausmaß des zerstörerischen und mörderischen Handelns, das auf nahezu allen gesellschaftlichen Ebenen getragen wurde, ins Bewusstsein.
Angesichts des Erstarkens und der Normalisierung rechtsextremer Diskurse ist eine demokratische erinnerungspolitische Positionierung umso notwendiger – auch als Antwort auf den wachsenden Antisemitismus.
Veranstaltung im Rahmen des Gedenkjahrs Magdeburg
(Menschen)Zoogeschichte(n) – Unerhörte Stimmen der Kolonialgeschichte
Vortrag von Johanna Tönsing
18.01.2024 | 17:00 Uhr | Stadtbibliothek
Veranstalter: Stadtbibliothek Magdeburg, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Starke Frauen in der Lichtenburg
Lesung und Gespräch mit Petra Reichenbach
18.01.2024 | 19:30 Uhr | Stadtbibliothek
Veranstalter: Stadtbibliothek Magdeburg, Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
Interreligiöser Friedensweg
Kundgebungen und Stadtrundgang
20.01.2024 | 15 Uhr | St. Petri Kirche
Veranstalter: Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum, Bistum Magdeburg, Evangelische Domgemeinde, Evangelische Studierendengemeinde Magdeburg, Förderverein Neue Synagoge Magdeburg e.V., Jüdische Gemeinde zu Magdeburg e.V. Kathedralgemeinde St. Sebastian, Katholische Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt e.V., Roncalli-Haus, Bürgerinitiative „Mut zur Begegnung“, Miteinander e.V., Weltladen Magdeburg
Nazis und der Nahe Osten – Wie der islamische Antisemitismus entstand
Autorenlesung mit Matthias Küntzel
22.01.2024 | 19:30 Uhr | Stadtbibliothek
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, Stadtbibliothek Magdeburg
Von ihrer Kirche verlassen…
Vortrag und Gespräch mit Waltraud Zachhuber
24.01.2024 | 17 Uhr | Stadtbibliothek
Veranstalter: Stadtbibliothek Magdeburg, Miteinander e.V.
Zerbrechlich und Wortgewaltig: Stimmen von Frauen gegen das Vergessen, gegen Verachtung und Unterdrückung
Lesung
25.01.2024 | 17 Uhr | Stadtbibliothek
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt, Stadtbibliothek Magdeburg, Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
Verqueres Denken – Reichsbewegte und Querdenkende
Vortrag und Gespräch mit Andreas Speit
25.01.2024 | 19:30 | Stadtbibliothek
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, Stadtbibliothek
Der Taten erinnern, der Opfer gedenken
Kundgebung und Lesung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag
27.01.2024 | 16 Uhr | Willy-Brandt-Platz (vor dem Hbf.)
Veranstalter: Stadtbibliothek Magdeburg, Miteinander e.V., Bündnis gegen Rechts Magdeburg
85. Jahrestag der Novemberpogrome
06.09.2023 | Magdeburg erinnert an die Novemberpogrome von 1938. Das Gedenken am 9. November beginnt 17 Uhr im Forum Gestaltung und führt mit einem stillen Gedenkweg zum Mahnmal der zerstörten Synagoge. Die Veranstaltung wird vom Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg in Kooperation mit der Landeshauptstadt sowie mit reger Beteiligung der Liberalen Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg, der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg und dem Forum Gestaltung organisiert.
Zum Hintergrund
Vor 85 Jahren, an den Tagen des 9. und 10. Novembers 1938 entfesselten die Nazis die gewalttätigsten Pogrome gegen Jüdinnen und Juden seit dem Mittelalter. Die Pogrome bilden den brutalen Schlusspunkt für das öffentliche jüdische Leben sowie den Auftakt zu Ghettoisierung, Deportation und Vernichtung. In Magdeburg hetzte NSDAP-Kreisleiter Rudolf Krause auf einer Kundgebung am 9. November SA-, SS- und Parteiangehörige zu den antisemitischen Ausschreitungen auf.
Mindestens 30 Geschäfte – darunter der Herrenausstatter Hermanns & Froitzheim, die Papierhandlung Sperling, das Kaufhaus Karfiol, die Musikalienhandlung Silbermann, Lederwaren Reinhold und das Modehaus Modern – sowie mehrere Arztpraxen und Wohnungen von Jüdinnen und Juden wurden verwüstet. Die Innenräume der Synagoge wurden von der SA mit Sprengstoff zerstört, Unterlagen, und religiöse Kultgegenstände öffentlich verbrannt. Gestapo, SS und SA drangsalierten und misshandelten jüdische Bürger:innen. 120 Männer wurden am 10. November verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt.
Donnerstag, 09.11.2023 | 17 Uhr | Forum Gestaltung
38. Verlegung von Stolpersteinen in Magdeburg
06.10.2023 | Die Landeshauptstadt Magdeburg lädt am 10. Oktober zur 38. Verlegung von Stolpersteinen in Erinnerung an lokale Opfer des Nationalsozialismus ein. An sieben Orten werden insgesamt 19 Stolpersteine verlegt. Die Verlegungen werden gemeinsam durch die Arbeitsgruppe “Stolpersteine für Magdeburg”, dem Künstler Gunter Demnig und den Verwandten der Opfer gestaltet. Dazu werden Angehörige der Familie Lerner und der Familie Rosenheck aus den USA anwesend sein. Beginn ist ab 9 Uhr mit dem Gedenken an Alwine Krone in der Potsdamer Straße 3.
Programm
9:00 Alwine Krone, Potsdamer Str. 3 | 9:45 Ehepaar Meyer, gegenüber Gustav-Adolf-Str. 22 / Uni-Campus | 10.15 Ehepaar Lewniowski, zwischen Jakobstr. 34 und 40 | 10:40 Familie Rosenheck, Otto-von-Guericke-Str. / Julius-Bremer-Str. | 11:10 Albert Hirschland, Ernst-Reuter-Allee 37 (City Carré, Höhe Tunnelausgang) | 11:40 Familie Lerner, gegenüber Hasselbachstr. 8 | 12.15 Familie Glogowski, Schäfferstr. / Helmholtzstr
Dienstag, 10.10.2023 | 9 Uhr | Potsdamer Straße 3
Salon auf der Schiene: Eine Feier für Lothar Kreyssig
08.09.2023 | Die Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt und das Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum laden ein zu feiern. Mit der Sonderstraßenbahn, gestaltet durch die ökumenische Initiative hingucken-denken-einmischen, verfolgen sie Spuren, die Lothar-Kreyssig in Magdeburg hinterlassen hat; Orte, die auf ihn zurückgehen, Ideen, die er hier und andernorts verfolgt hat.
Am 30. Oktober 2023 jährt sich der Geburtstag des Richters Lothar Kreyssig zum 125. Mal, dessen Name mit Magdeburg eng verbunden ist. Kreyssig wandte sich in der Zeit des Nationalsozialismus‘ als vermutlich einziger deutscher Richter gegen die Euthanasieverbrechen an Behinderten und Kranken, von denen er durch seine Tätigkeit als Vormundschaftsrichter erfuhr. Er stellte 1940 Strafanzeige wegen Mordes gegen Reichsleiter Philipp Bouhler und verlor daraufhin sein Amt. Zeitweise war er mit der Deportation in ein KZ bedroht.
Nach dem Krieg kehrte er nicht in sein Amt zurück, da die Justiz in der Sowjetischen Besatzungszone nicht hinreichend rechtsstaatlich arbeitete. Stattdessen übernahm er ein hohes Amt in der Evangelischen Kirche, in der er sich schon zuvor in der Bekennenden Kirche engagiert hatte. Von 1945 bis 1964 war er Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen. In dieser Zeit war er auch im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland tätig, der zu dieser Zeit noch grenzüberschreitend tätig war.
Auf Kreyssig gehen viele gesamtdeutsche kirchliche Einrichtungen und Ideen zurück. Er gründete die Evangelische Akademie der Kirchenprovinz Sachsen und regte die Telefonseelsorge an. Die von ihm gegründete Aktionsgemeinschaft für die Hungernden war eine Vorstufe der späteren Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt sowie der Organisation Brot für die Welt. Sein bedeutendstes Werk war die Aktion Sühnezeichen.
Alle Informationen zur Veranstaltungen finden sich auf der Website der Evangelischen Erwachsenenbildung.
Samstag, 09.09.2023 | 15 Uhr | Straßenbahnhaltestelle Domplatz
Spenden für Stolpersteine erbeten
31.07.2023 | In diesem Jahr werden in Magdeburg insgesamt 55 neue Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Menschen, die während der NS-Zeit in Magdeburg verfolgt und/oder ermordet wurden. Dafür bitten die Landeshauptstadt und die Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“ um finanzielle Unterstützung.
Die Kosten für einen Stolperstein betragen 120 Euro. Jede Familie bekommt ein Gedenkblatt sowie einen ausführlichen Text gewidmet. Für die grafische Gestaltung werden jeweils weitere 35 Euro benötigt. Auch kleinere Beträge können gespendet werden. Jede Spende wird einem konkreten Stolperstein zugeordnet. Der Name des Spenders wird auf dem entsprechenden Gedenkblatt genannt. Spendende für einen Stolperstein erhalten biografische Informationen zu den Stolpersteinen sowie eine Einladung zur Verlegung und dem entsprechenden Gedenken.
Wer spenden möchte, kann dafür die Bankverbindung der Landeshauptstadt Magdeburg verwenden:
Sparkasse Magdeburg
IBAN DE02 8105 3272 0014 0001 01
Verwendungszweck: 37994311/Stolpersteine
Wer darüber hinaus zusätzlich seine Adresse im Verwendungszweck vermerkt, erhält anschließend eine Spendenbescheinigung.
Geplante Termine für Stolpersteinverlegungen 2023
Im Rahmen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus sollen noch in diesem Jahr weitere Stolpersteine verlegt werden. Geplante Termine sind der 31. August und der 10. Oktober. Fünf Stolpersteine waren bereits am 8. Mai verlegt worden.
Die Verlegung der Stolpersteine ist nur durch das Engagement der Bürgerschaft möglich. So engagieren sich Ehrenamtliche in der städtischen Arbeitsgruppe “Stolpersteine für Magdeburg”. Sie recherchieren biografische Informationen und organisieren die Stolpersteinverlegungen. Des Weiteren unterstützen zahlreiche Menschen die Aktion, indem sie an den Verlegungen teilnehmen, die Stolpersteine pflegen oder Geld für die Finanzierung spenden. Ein großer Dank gilt deshalb allen Unterstützenden sowohl aus Magdeburg als auch von außerhalb. Dank dieser Mitwirkung war es bis heute möglich, insgesamt 686 Stolpersteine zu verlegen.
Sinti und Roma in Magdeburg. Der Völkermord im Nationalsozialismus und die Anerkennung als “Opfer des Faschismus” nach 1945
03.07.2023 | Im Rahmen der Stadtgeschichtlichen Sommerabende, der Vortragsreihe des Stadtarchivs, erinnert die Historikerin Verena Meier, Doktorandin der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, an Verfolgung und Diskriminierung von Sinti:zze und Rom:nja und ihren Kampf um Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Gedenkjahrs Magdeburg 2023 statt.
Mittwoch, 11.07.2023 | 19 Uhr | Altes Rathaus
Magdeburg erinnert an die Häftlinge des KZ-Außenlagers bei den Polte-Werken
09.06.2023 | Das Amt für Gleichstellungsfragen der Landeshauptstadt, der Politische Runde Tisch der Frauen und BeReshith e.V. laden im Rahmen des Gedenkjahrs Magdeburg 2023 zu einer Gedenkveranstaltung am Tor des ehemaligen Konzentrationslagers der Polte-Werke ein. Erinnert wird an die über 3.000 Frauen und 600 Männer, die vom 14. Juni 1944 bis zum 13. April 1945 in das Lager in der Liebknechtstraße deportiert worden waren.
Zum Hintergrund
Am 14. Juni 1944 erreichte ein Transport von etwa 1.000 weiblichen Häftlingen die Polte-Werke im heutigen Stadtfeld. Sie mussten hier in einem Außenkommando der Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald Zwangsarbeit leisten. Bis zur Auflösung des KZ-Außenlagers waren hier insgesamt 3.090 Frauen inhaftiert. Sie kamen mit vier großen Transporten aus den Konzentrationslagern Ravensbrück, Stutthof und Bergen-Belsen nach Magdeburg. In ihrer Mehrzahl waren sie polnische und sowjetische Frauen, die man als Zwangsarbeiterinnen ins Deutsche Reich verschleppte. Hinzu kamen 600 Jüdinnen aus Ungarn, Polen, Litauen, Lettland, Rumänien und Österreich. Das KZ für Frauen wurde ab November 1944 durch ein KZ für Männer ergänzt. Hier waren bis Kriegsende etwa 1.000 Juden aus Ungarn, Polen und Litauen inhaftiert. Von den Inhaftierten überlebten nur etwa 600 Frauen und wenige Hundert Männer KZ-Haft und Evakuierungsmärsche.
Mittwoch, 14.06.2023 | 16 Uhr | Mahnmal an der Liebknechtstr. 65
Lesen gegen das Vergessen. Wir erinnern an die Bücherverbrennungen vor 90 Jahren
05.05.2023 | Zum ersten Mal lesen – wie in vielen Städten – auch in Magdeburg bekannte Persönlichkeiten der Stadt gegen das Vergessen. Dabei sind Hans-Günther Pölitz, Giselher Quast, Pascal Begrich, Ilka Hein, Lars Johansen sowie Autor:innen des Fördervereins der Schriftsteller. Sie tragen kurze Texte aus den am 10. Mai 1933 durch die Nazis verbrannten Werken verfolgter Schriftsteller:innen und Publizist:innen vor. Martin Rühmann und Frank Schöpke begleiten die Lesung musikalisch. Zur Veranstaltung lädt die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit dem Literaturhaus Magdeburg, dem Förderverein der Schriftsteller e.V. und Miteinander e. V. ein.
Mittwoch, 10.05.2023 | 17 Uhr | Erhard-Hübener-Platz (vor dem Hundertwasser-Haus)
“Deutsche Arbeit” statt freie Gewerkschaften. Die Erstürmung der Gewerkschaftshäuser am 2. Mai 1933
25.04.2023 | Am 2. Mai jährt sich zum 90. Mal die Erstürmung der Gewerkschaftshäuser in ganz Deutschland durch die Nationalsozialisten, so auch in Magdeburg. Gewerkschaftliches Eigentum wurde beschlagnahmt, aktive Gewerkschafter:innen misshandelt und verhaftet. Die Gedenkveranstaltung des DGB erinnert an die gewaltsamen Ereignisse und die Zerschlagung der Gewerkschaften 1933.
Nach dem martialisch gefeierten “Tag der Arbeit” besetzten SA und SS-Mitglieder der Magdeburger „Standarte 21“ am 2. Mai 1933 gewaltsam die Büros der freien Gewerkschaften. Auch das erst 1932 fertiggestellte “Haus der Gewerkschaften“ am Ratswaageplatz wurde in Besitz genommen und wenig später von der DAF als „Haus der deutschen Arbeit“ wiedereröffnet.
Der DGB – Region Altmark-Börde-Harz gedenkt der gewaltsamen Zerschlagung der Gewerkschaften mit einem Vortrag des Magdeburger Historikers Guido Skirlo.
Programm
- Begrüßung: Katrin Skirlo, Regionsgeschäftsführerin DGB-Region Altmark-Börde-Harz
- Grußwort der Stadt Magdeburg: Regina-Dolores Stieler-Hinz, Beigeordnete und Bürgermeisterin der Stadt Magdeburg sowie Schirmherrin des Gedenkjahrs Magdeburg 2023
- Grußwort der IG Metall: Axel Weber, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Magdeburg-Schönebeck
- Vortrag: Guido Skirlo, “Die Zerschlagung der Magdeburger Gewerkschaften”
- Präsentation: Dokumentation des Arbeitskreises Geschichte der IG Metall – Verwaltungsstelle Magdeburg-Schönebeck
Dienstag, 2. Mai 2023 | 17 Uhr | Gewerkschaftshaus (Otto-von-Guericke-Str. 6)
Endzeitverbrechen: Das Massaker im Stadion “Neue Welt”
13.04.2023 | Am 13. April 1945 ermordeten SS und Volkssturmeinheiten – darunter Angehörige der Hitlerjugend – bei einem Massaker auf dem Gelände des Stadions “Neue Welt” mindestens 42 Häftlinge des evakuierten KZ Polte-Magdeburg.
Bereits in den frühen Morgenstunden wurden die etwa 3.700 inhaftierten Frauen und Männer mit wütendem Hundegebell geweckt, gewaltsam aus den Baracken des Außenlagers von Buchenwald getrieben und in Richtung Osten durch Magdeburg geführt. Bei einer Rast auf dem Stadiongelände “Neue Welt” gerieten sie unter Artilleriebeschuss amerikanischer Truppen. Unter Panik versuchten die Häftlinge Deckung zu finden, woraufhin die Wachmannschaften auf die Fliehenden das Feuer eröffneten.
Nach dem Massaker wurden die Überlebenden erneut zusammengetrieben und in Marsch gesetzt. Von den etwa 3.000 weiblichen Häftlingen, die Tage später das KZ Ravensbrück erreichten, waren nur noch wenige Hundert am Leben. Die männlichen Häftlinge marschierten weiter Richtung Sachsenhausen. Die Zahl der Opfer ihres Todesmarschs ist nicht bekannt.
Seit Anfang der 1980er Jahre erinnert ein Gedenkstein an der Berliner Chaussee, nahe des ehemaligen Sportgeländes “Neue Welt” an den Todesmarsch und das Massaker. Gegenüber dem Hauptgebäude der Polte-Werke in der heutigen Liebknechtstraße existiert in Form eines ehemaligen Lagertors ein Gedenkort für die Häftlinge des dortigen Außenlagers.
Zu den Hintergründen hat Miteinander e.V. im Rahmen des “Gedenkjahrs Magdeburg 2023 einen Blog-Beitrag veröffentlicht.
Otto Landsberg. Anwalt der Volksstimme und sozialdemokratischer Politiker
27.03.2023 | Als einer von sechs Mitgliedern im „Rat der Volksbeauftragten“ während der Novemberrevolution 1918 ist Otto Landsberg in die Geschichtsbücher eingegangen. Über Jahrzehnte hinweg wirkte der spätere erste Justizminister der Weimarer Republik in Magdeburg, woran der Jurist Georg Prick in einem Vortrag zum “Gedenkjahr Magdeburg 2023” in der Stadtbibliothek erinnert.
Georg Prick ist Spitzenbeamter beim Landtag von Sachsen-Anhalt und erforscht seit vielen Jahren die Geschichte und das Personal der Anwaltschaft in der Region. In seinem Vortrag zeichnet er das Leben Otto Landsbergs und sein juristisches Wirken für die SPD mit vielen lokalen Bezügen nach.
Otto Landsberg stammte aus einer jüdischen Familie in Oberschlesien und vertrat als Anwalt zwischen 1895 und 1919 insbesondere Sozialdemokraten und Redakteure der damaligen Parteizeitung “Volksstimme”. Auch politisch machte er Karriere, zunächst als Stadtverordneter (heute Stadtrat) und dann 1912 als Reichstagsabgeordneter für Magdeburg. Nicht zuletzt aufgrund seines engen Vertrauensverhältnisses zu Friedrich Ebert gelangte er im Moment des Zusammenbruchs des Hohenzollernreichs in den “Rat der Volksbeauftragten” und stieg zum Minister auf. Als sich der Reichspräsident Friedrich Ebert dann 1924 in einem reichsweit aufsehenerregenden Beleidigungsprozess vor dem Magdeburger Landgericht gegen Vorwürfe in Verbindung mit der “Dolchstoßlegende” zur Wehr setzte, vertrat ihn Landsberg gemeinsam mit einem Kollegen. Zwar war der prominente Jurist längst in Berlin ansässig, doch kehrte er immer wieder zur Unterstützung der Magdeburger Sozialdemokraten an seine frühere Wirkungsstätte zurück. 1933 aber muss Landsberg emigrieren, um dem Terror der Nationalsozialisten zu entgegen.
Mittwoch, 29. März 2023 | 17 Uhr | Stadtbibliothek
Belastetes Erbe. Provenienzforschung zu NS-Raubgut in öffentlichen Bibliotheken Sachsen-Anhalts
15.03.2023 | Zum Bibliothekssonntag am 19. März 2023 wird die Ausstellung “Belastetes Erbe. Provenienzforschung zu NS-Raubgut in Bibliotheken Sachen-Anhalts” in der Stadtbibliothek Magdeburg feierlich eröffnet. Sie gestattet auf allen Etagen Einblicke in die Arbeit und die Ergebnisse von Provenienzforschung in Sachsen-Anhalt. Die Ausstellung ist bis Ende November 2023 zu sehen.
Neben Kunstwerken gehören auch Bücher zu den Kulturgütern, die während der nationalsozialistischen Herrschaft jüdischen Bürger:innen in Deutschland geraubt wurden. Profiteur:innen waren Privatpersonen ebenso wie Institutionen. Und noch heute finden sich solche Kulturgüter in den Magazinen deutscher Bibliotheken. Mit der Ausstellung macht die Stadtbibliothek Magdeburg diesen besonderen Aspekt der Entrechtung und Verfolgung jüdischer Bürger:innen sichtbar.
Vorausgegangen ist ein mehrjähriges wissenschaftliches Forschungsprojekt des Landesverbands Sachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband e.V., das durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und das Land Sachsen-Anhalt unterstützt wurde. Die detailreiche Präsentation mit historischen Büchern, Fotos und Dokumenten erarbeiteten die am Projekt beteiligten Forscherinnen Elena Schott und Lara Mämecke gemeinsam mit Dr. Monika J. Gibas als wissenschaftlicher Leiterin.
Ein Schwerpunkt der Schau sind darüber hinaus die Schicksale der verfolgten und ermordeten jüdischen Magdeburger, deren Spuren sich in den Büchern des heutigen Historischen Bestands finden.
Die Ausstellung ist zugleich ein Beitrag zum Gedenkjahr Magdeburg 2023.
Sonntag, 19. März 2023 | 10 Uhr | Stadtbibliothek
Eine rote Stadt wird braun. Die umstürzenden Ereignisse von 1933
06.03.2023 | Im Vorfeld der von den Nazis angesetzten Reichstagswahlen am 5. März und den Kommunalwahlen am 12. März 1933 kam es zu zahlreichen machtpolitischen Inszenierungen der Nationalsozialisten und einer Welle gewaltsamer Angriffe auf Repräsentanten der Stadtgesellschaft. Prominenteste Opfer waren der damalige Oberbürgermeister Ernst Reuter und sein Stellvertreter Herbert Goldschmidt. Die kommentierte Lesung aus der Berichterstattung des Magdeburger General-Anzeigers in Kooperation von Stadtbibliothek und Miteinander e.V. erinnert an die institutionellen und gewalttätigen Maßnahmen zur „Machtergreifung“ in Magdeburg.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation von Miteinander e.V. mit der Stadtbibliothek Magdeburg. Die Projektumsetzung wird ermöglicht durch die Institutionelle Förderung von Miteinander e.V. mit Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.
Dienstag, 14.03.2023 | 17 Uhr | Stadtbibliothek
Kampf um die Erinnerung. Das Gedenken an Verfolgung und Ermordung der Sinti:zze und Rom:nja
02.03.2023 | Der Vortrag von Leonard Stöcklein skizziert die Aufarbeitung des Porajmos, dem Holocaust an den Sinti:zze und Rom:nja, seit Mitte der 1980er Jahre und diskutiert anhand konkreter Beispiele auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene verschiedene erinnerungskulturelle Fragen.
Leonard Stöcklein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er arbeitet an einem Dissertationsprojekt mit dem Arbeitstitel „Gedenkorte der Sinti und Roma. Genese einer dezentralen Erinnerungslandschaft.“ Die Arbeit erstellt ein breites Panorama der 150 seit 1945 in West- und Ostdeutschland errichteten Gedenkorte und untersucht gesamtgesellschaftliche Prozesse der Verankerung des Gedenkens an den Völkermord seit 1980.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation von Miteinander e.V. mit der Stadtbibliothek Magdeburg. Die Projektumsetzung wird ermöglicht durch die Institutionelle Förderung von Miteinander e.V. mit Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.
Mittwoch, 08.03.2023 | 17.00 Uhr | Stadtbibliothek
Gedenken an die deportierten Sinti:zze und Rom:nja aus Magdeburg
28.02.2023 | Vor 80 Jahren, am 1. März 1943, löste die Stadt Magdeburg das sogenannte Zig.lager am Holzweg/Silberberg auf. Die Bewohner:innen wurden nach Auschwitz deportiert, wo 340 Sinti:zze und Rom:nja ermordet wurden. Miteinander e.V., das Bündnis gegen Rechts und die Stadtbibliothek Magdeburg laden zum Gedenken ein.
Die Ansprachen halten Dr. Cornelia Poenicke, Direktorin der Stadtbibliothek, in Vertretung von Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport sowie Gjulner Sejdi, Vorsitzender von Romano Sumnal – Verband der Roma und Sinti in Sachsen.
Zum Hintergrund
Am 4. März 1935 hatte die Stadtverwaltung Magdeburg die Errichtung eines „Zig.lagers“ beschlossen. Ab Mai 1935 mussten hier alle Sinti:zze und Rom:nja der Stadt unter widrigen Lebensbedingungen wohnen. Am 1. März 1943 wurde das Lager in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst. Sämtliche Bewohner:innen wurden verhaftet und mit 10 bis 15 Lastwagen zum Magdeburger Polizeipräsidium gebracht. Weitere Sinti:zze und Rom:nja, die nicht im Lager gelebt hatten, wurden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert. Tags darauf wurden die Inhaftierten zusammen mit Sinti:zze und Rom:nja aus der Region vom Güterbahnhof mit dem Zug nach Auschwitz deportiert. Von 470 Deportierten überlebten 340 die Liquidierung des dortigen „Zigeunerlagers“ nicht. Insgesamt fielen dem Porajmos – dem Völkermord an den Sinti:zze und Rom:nja im Nationalsozialismus – mindestens 200.000 Menschen zum Opfer.
Mittwoch, 01.03.2023 | 16.00 Uhr | Gedenkstele am Florapark ((Olvenstedter Graseweg, Fußgängerzugang zum Florapark
Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma (Am Dom)
Gegenüber der Südseite des Doms wurde am 29.10.1998 ein Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma aus Magdeburg eingeweiht. Der von Wolfgang Roßdeutscher geschaffene Gedenkort erinnert an die im Nationalsozialismus verfolgten, deportierten und ermordeten Sinti und Roma aus der Region Magdeburg.
Bereits Ende der 1980er Jahre gab es erste Überlegungen zur Schaffung eines Mahnmals. Die Debatten zogen sich jedoch über zehn Jahre hin bis schließlich 1998 Wolfgang Roßdeutscher mit der Realisierung beauftragt wurde. Damit ist nach Berlin Magdeburg die erste Stadt in Ostdeutschland, die mit einem Mahnmal an das Schicksal der Sinti und Roma erinnert.
Das Mahnmal am Dom wurde 2009 durch eine Gedenkstele am Ort des ehemaligen „Zigeunerlagers“ am Holzweg (heute Olvenstedter Graseweg, Fußgängerzugang zum Florapark) mit den Namen aller 340 ermordeten ergänzt. Jährlich findet dort am 1. März eine Gedenkveranstaltung des Bündnis gegen Rechts Magdeburg in Erinnerung an die Deportation statt.
Der Taten erinnern, der Opfer gedenken
Auftakt zum “Gedenkjahr Magdeburg 2023”: Erinnerung an die “Machtergreifung” vor 90 Jahren
25.01.2023 | In das Jahr 2023 fallen die Jahrestage ereignisreicher Einschnitte, die mit dem Beginn und der weiteren Entwicklung der nationalsozialistischen Diktatur verbunden sind. Das „Gedenkjahr Magdeburg 2023“ trägt diesen Jahrestagen mit öffentlichen Veranstaltungen Rechnung und erinnert zum Auftakt am Montag, 30. Januar, um 16 Uhr vor dem Magdeburger Hauptbahnhof mit einer szenischen Lesung an den 90. Jahrestag der sogenannten Machtergreifung.
Ort der Erinnerung ist das in den Boden eingelassene Mahnmal, das auf dem Willy-Brandt-Platz an die Deportationen jüdischer Magdeburger erinnert. Um die zeitgenössische Wahrnehmung des nationalsozialistischen Umsturzes zu vergegenwärtigen, tragen der Künstler Herbert Beesten und der Magdeburger Museumsfachmann Tobias v. Elsner Zeugnisse Prominenter aus dem Jahr 1933 vor, darunter Schriftsteller und Publizisten wie Joseph Roth, Kurt Tucholsky und Sebastian Haffner, der Dramatiker Bertolt Brecht, aber auch der Hitler gleichsam religiös ergebene Joseph Goebbels. Die ausgewählten Texte lassen die Bandbreite der Reaktionen auf die „Machtergreifung“ erahnen, die von Euphorie bis zu Abscheu reichten und andere eher resignieren und wegsehen ließen. Musikalisch wird die szenische Lesung von dem ukrainischen Künstler Enver Ibragimov am Saxophon ausgestaltet.
Das “Gedenkjahr Magdeburg 2023” ist eine Kampagne von Miteinander e.V., dem Bündnis gegen Rechts Magdeburg und der Stadtbibliothek Magdeburg. Mit einer breit gefächerten Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus sollen Magdeburger Gedenkorte und ihre Geschichten neu und wieder entdeckt werden. Das Erinnerungsjahr will so einen “Beitrag zur Stärkung der Gedenkkultur als Teil einer demokratischen Stadtkultur” leisten, unterstreicht der Initiator Pascal Begrich als Geschäftsführer des Vereins Miteinander.
Montag, 30.01.2023 | 16.00 Uhr | Willy-Brandt-Platz
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
25.01.2023 | Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee Auschwitz. 2005 erklärte die UN den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Bereits seit 1996 ist er ein bundesweiter Gedenktag. Aus diesem Anlass lädt die Stadt Magdeburg zu einer Kranzniederlegung am Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des KZ-Außenlagers „Magda“ in Magdeburg-Rothensee ein.
Freitag, 27.01.2023 | 9.15 Uhr | Rothenseer Havelstraße/Ecke Heinrichsberger Straße
Erinnern und (Mit-)Teilen: Geschichte(n) und Gedenkorte in der südlichen Altstadt
24.01.2023 | Im Rahmen der Aktionswoche “Eine Stadt für alle” begibt sich der Spaziergang vom Domplatz über Hegel- und Harnackstraße zum Steubenpark auf historische Spurensuche. Thematisiert werden insbesondere Erinnerungs- und Gedenkorte im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus. Den internationalen Akteur*innen des einewelt hauses und den jüngeren Generationen, aber auch alle anderen Interessierten, sollen damit neue Einblicke in die Geschichte Magdeburgs geboten werden. Inhaltlich begleitet wird der Spaziergang durch Pascal Begrich, Historiker und Geschäftsführer von Miteinander e.V. sowie Mitglied im Vorstand der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt.
Veranstalter: Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V., Miteinander e.V., Bündnis gegen Rechts Magdeburg
Mittwoch, 25.01.2023 | 14 Uhr | Domplatz
Erinnerungs- und Tatorte des Nationalsozialismus. Eine Stadtführung aus der Straßenbahn
14.01.2023 | Im Rahmen der Aktionswoche “Eine Stadt für alle” lädt die Katholische Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt e.V. in Kooperation mit der MVB zu einer Bildungsreise der besonderen Art ein: Mit der “Vielfalt-Straßenbahn” gibt es eine etwa anderthalbstündige Fahrt durch Magdeburg geben, vorbei an Erinnerungs- und Tatorten aus der Lokalgeschichte des Nationalsozialismus. Dabei geht es auch um aktuelle erinnerungspolitische Fragen und die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus. Die Fahrt begleitet Pascal Begrich, Historiker und Geschäftsführer von Miteinander e.V..
Die Veranstaltung wird umgesetzt im Rahmen des Projektes „Kirche für Demokratie. Verantwortung übernehmen – Teilhabe stärken“. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist daher entgeltfrei. Eine verbindliche Anmeldung unter bis zum 16.01.23 ist notwendig.
Gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und durch das Land Sachsen-Anhalt.
Samstag, 21.01.2023 | 10.15 Uhr | Abfahrt: Hartstraße
Magdeburg im Nationalsozialismus. Ein Stadtrundgang zu Wegmarken im Stadtbild
13.01.2023 | Der Stadtrundgang der Evangelischen Sekundarschule Magdeburg in Kooperation mit Miteinander e.V. thematisiert die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die Folgen ihrer Terrorherrschaft. Die präsentierten Orte lenken den Blick auf die Opfer, aber auch auf Täter:innen und Zuschauer:innen. Zugleich wird der Wandel in der lokalen Erinnerungskultur beleuchtet. Der Stadtrundgang richtet sich an Jugendliche und die interessierte Öffentlichkeit. Die Führung mit Pascal Begrich, Historiker und Geschäftsführer von Miteinander e.V., wird von Schüler:innen der 9. Klasse der Evangelischen Sekundarschule begleitet.
Freitag 20.01.2023 | 14 Uhr | Willy-Brandt-Platz
Gedenkjahr Magdeburg 2023
12.01.2023 | Das Projekt Gedenkjahr geht in die nächste Runde: Unter der Schirmherrschaft von von Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz erinnern Miteinander e.V., Bündnis gegen Rechts Magdeburg und Stadtbibliothek Magdeburg an den 90. Jahrestag der nationalsozialistischen “Machtergreifung” und die Zerstörung der städtischen Demokratie. Zu den Hintergründen haben wir unsere Gedenkhomepage aktualisiert und werden diese fortlaufend ergänzen. Außerdem informiert ein Flyer quartalsweise über anstehende Veranstaltungen im Themenfeld.
So sind wir zum Beispiel anlässlich der Aktionswoche “Eine Stadt für alle” im Sinne des Gedenkjahrs im öffentlichen Raum unterwegs: Am 20. Januar ab 14 Uhr thematisiert ein Stadtrundgang der Evangelischen Sekundarschule Magdeburg in Kooperation mit Miteinander e.V. die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die Folgen ihrer Terrorherrschaft. Am 21. Januar um 10.15 Uhr lädt die Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt e.V. in Kooperation mit den Magdeburger Verkehrsbetrieben und Miteinander e.V. zu einer Sonderfahrt der Straßenbahn auf den Spuren von Erinnerungs- und Tatorten im Bezug zur Lokalgeschichte der NS-Zeit. Am 25. Januar ab 14 Uhr begeben sich die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. und Miteinander e.V. auf einen Spaziergang vom Domplatz über Hegel- und Harnackstraße zum Steubenpark auf historische Spurensuche. Thematisiert werden auch hier Erinnerungs- und Gedenkorte im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus.
Kaufhaus Barasch: Kristallisationspunkt der “Arisierung” (Breiter Weg)
Für die Magdeburger war das Kaufhaus Barasch ein Inbegriff der Moderne, denn sein umfangreiches Warenangebot zog Kundschaft aus dem gesamten Umland an. Mit Einheitspreisaktionen sorgte das Geschäft für Furore und starken Umsatz. Das 1902 von Hermann Broder gegründete Unternehmen entwickelte sich schnell zu einem der erfolgreichsten Warenhäuser der Stadt. Mitte der 1920er Jahre frequentierten jährlich 2,5 Millionen Kundinnen und Kunden das Geschäft. 1928/29 wurde das Unternehmen auf zwei Gebäude erweitert und modernisiert. Unter anderem erhielt auf Initiative des damaligen Baustadtrats Bruno Taut eine bunte Fassade.
Nach der nationalsozialistischen “Machtergreifung” geriet das Kaufhaus schnell ins Visier des neuen Staates. So führten die inszenierten Boykottaktionen am 1. April 1933 zu einem Aufruhr vor dem Geschäft, woraufhin die Polizei es mehrere Tage schließen ließ. Der antisemitische Schauprozess gegen den Schulleiter Albert Hirschland führte am 24. August 1935 erneut zu Krawallen. Kundinnen und Kunden wurden bedroht und die Eingänge zum Kaufhaus blockiert. Zum Jahreswechsel 1935/36 kam es schließlich zum direkten Angriff auf das Unternehmen. Nach der Denunziation jüdischer Angestellte auf Grundlage der “Nürnberger Gesetze” schloss die Staatspolizei am 12. Dezember 1935 für zwei Tage das Geschäft und zwang Broder, sämtliche jüdischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlassen. So unter Druck gesetzt, prüft Broder den Verkauf des Unternehmens. Im Juli 1936 schließlich erwirbt Kaufmann Lemke aus Köslin das Unternehmen und führt es unter seinem Namen weiter. 1939 wird der Name Barasch endgültig aus dem Handelsregister Magdeburg gelöscht.
Jakobstraße: Verlorenes Zentrum jüdischen Lebens
Die Jakobstraße ist eine der ältesten Straßen der Magdeburger Altstadt und war zu Beginn des 20. Jahrhundert Teil eines belebten Wohn- und Geschäftsstraßenviertels. Hier ließen sich insbesondere zahlreiche jüdische Händler und Handwerker nieder, die auf der Flucht vor den antisemitischen Pogromen in Osteuropa nach Deutschland emigrierten. Unter ihnen dominierte eine orthodoxe Ausprägung des Judentums. Sie waren geprägt vom Leben der strenggläubigen Stetl.
Im Zuge der nationalsozialistischen Boykott-, Ausgrenzungs- und Diskriminierungsmaßnahmen wurden ab 1933 allmählich die sozialen und wirtschaftlichen Gefüge des Viertels zerstört. Viele jüdische Geschäftstreibende zogen weg, emigrierten erneut oder wurden gezwungen, ihr Geschäft aufzugeben (“Arisierung”).