2. November 1944
Die ungarische Jüdin Olga Schwartz wird von Auschwitz in das KZ-Außenlager Magdeburg-Polte überstellt. Sie wird dort als Ärztin für die mittlerweile mehr als 2.400 inhaftierten Frauen eingesetzt.
1. November 1944
Am Magdeburger Landgericht findet die Hauptverhandlung des Volksgerichtshofs gegen Hermann Danz, Fritz Rödel, Hans Schellheimer und Martin Schwantes statt. Die Kommunisten hatten antifaschistische Widerstandsgruppen aufgebaut. Sie werden wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zum Tode verurteilt.
27. Oktober 1944
Ein Transport mit 550 weiblichen Häftlingen aus dem KZ Ravensbrück erreicht das Außenlager Polte-Magdeburg. Ein Großteil der Frauen stammt aus Warschau. Nach der Niederschlagung des dortigen Aufstands am 2. Oktober 1944 hatte das NS-Regime die überlebende Warschauer Bevölkerung deportiert und 60-80.000 von ihnen in die deutschen Konzentrationslager verschleppt.
17. Oktober 1944
Der Volksgerichtshof verurteilt Wilhelm Schumann und Johannes Schindler zum Tode. Sie waren unter anderem in Magdeburg für die Zeugen Jehovas im Untergrund tätig gewesen und hatten Flugschriften der Glaubensgemeinschaft verteilt. Ihre Hinrichtung im Zuchthaus Brandenburg wird ausgesetzt, da man sich von ihnen Zeugenaussagen erhofft. So können sie die Zeit des Nationalsozialismus überleben.
27. September 1944
Mit einem dritten Transport werden 525 kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge des KZ-Außenlagers bei den Brabag-Werken in Magdeburg-Rothensee in das KZ Buchenwald gebracht. Von dort deportiert die SS 388 von ihnen am 3. Oktober 1944 zur Ermordung in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
26./27. Juli 1944
Drei – möglicherweise auch zwei – Tage nach seiner Verhaftung durch die Gestapo wird der kommunistische Widerstandskämpfer Hubert Materlik in seiner Zelle erhängt aufgefunden. Bis heute ist ungeklärt, ob Folter und Verhöre ihn in den Freitod getrieben haben oder die Gestapo ihn ermordet hat.
25. Juli 1944
Die SS stellt einen weiteren Rücktransport von 91 kranken und/oder völlig entkräfteten Häftlingen des Außenkommandos Magdeburg-Rothensee in das KZ Buchenwald zusammen. Dort erwartet sie in vielen Fällen der Tod.
24. Juli 1944
Nachdem bereits am 9. Juli 1944 Hermann Danz und Martin Schwantes verhaftet worden waren, werden in Magdeburg die kommunistischen Widerstandskämpfer:innen Hubert Materlik, Fritz Rödel, Hans Schellheimer, Klara Schellheimer und Eva Lippold nach dem Verrat eines Gestapo-Spitzels verhaftet.
23. Juli 1944
Nach einem ersten Transport von 900 Juden am 17. Juni 1944 erreicht ein weiterer Transport von 1.250 ungarischen Juden aus Auschwitz das Außenkommando in Magdeburg-Rothensee. Bis Ende August 1944 folgen noch drei kleinere Transporte mit 22 Häftlingen.
9. Juli 1944
Im Rahmen polizeilicher Aktionen gegen den antifaschistischen Widerstand werden Hermann Danz und Martin Schwantes verhaftet. Die beiden Magdeburger Kommunisten hatten an einem Treffen von Mitgliedern des Kreisauer Kreises und der Widerstandsgruppe um Anton Saefkow und Franz Jacob teilgenommen.
29. Juni 1944
Bereits wenige Tage nach der Ankunft im KZ-Außenlager Magdeburg-Rothensee (“Magda”) werden 59 Häftlinge als “arbeitsunfähig” in das KZ Buchenwald deportiert.
Kranke und arbeitsunfähige Häftlinge in dem KZ unterliegen der Selektion durch den Häftlingspfleger, den Brabag-Betriebsarzt und die SS-Sanitäter. Die “Rücktransporte” in die Stammlager der Außenkommandos bedeuten häufig das Todesurteil für die Betroffenen.
17. Juni 1944
Auf Initiative der Braunkohle- und Benzin AG (Brabag) wird in Magdeburg-Rothensee ein Außenlager des KZ Buchenwald für männliche Häftlinge (“Magda“) errichtet. Am 17. Juni 1944 treffen hier die ersten 900 von 2.200 Häftlingen ein. Die fast ausschließlich ungarischen Juden wurden in Auschwitz zur Zwangsarbeit selektiert und nach Magdeburg deportiert.
14. Juni 1944
Auf Betreiben der Polte OHG – einer der größten Munitionsproduzenten für die Luftwaffe – wird gegenüber dem Hauptwerk an der heutigen Liebknechtstraße ein Außenlager des KZ Ravensbrück errichtet. Am 14. Juni 1944 erreicht ein erster Transport mit 1.000 weiblichen Häftlingen Magdeburg. Bis zur Übernahme des Außenkommandos durch das KZ Buchenwald im September 1944 erhöht sich die Häftlingszahl auf über 1.800 Frauen. Insgesamt sind hier 3.090 Frauen – überwiegend aus Polen und den Ländern der Sowjetunion – inhaftiert.
9. März 1944
Franz Massors, ehemaliger Mitarbeiter der Zeugen Jehovas in Magdeburg und Gruppendiener der Religionsgemeinschaft im Untergrund, wird im Zuchthaus Halle/Saale hingerichtet. Er wurde im Februar 1940 festgenommen und 1943 aus der Haft zum Kriegsdienst einberufen. Das Reichskriegsgericht verurteilte Franz Massors wegen Wehrdienstverweigerung zum Tode.
12. Februar 1944
Johannes Schindler, ehemaliger Mitarbeiter des Bibelhauses der Zeugen Jehovas in Magdeburg, wird wegen Weiterführung der religiösen Tätigkeit in Dresden verhaftet und nach Magdeburg überstellt. Hier wird er von der Gestapo vom Bahnhof zum „Braunen Haus“ getrieben, begleitet von den verächtlichen Blicken der Passant:innen. Nach dem Verhör kommt Schindler in das Gestapo-Auffanglager Rothensee und schließlich ins städtische Gefängnis.
9. Februar 1944
Frieda Jess, Mitarbeiterin der Untergrunddruckerei der Zeugen Jehovas in Magdeburg, wird von der Gestapo verhaftet und am 17. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof wegen der Fortführung religiöser Tätigkeiten zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Bereits im Juni 1940 war sie für zehn Monate in Beugehaft genommen worden. Das Kriegsende erlebt sie in der Haftanstalt Waldheim.
Für ihren Glauben sitzt sie in der DDR von 1950 bis 1956 erneut im Zuchthaus.
4. Februar 1944
Die wegen “Plünderung” verurteilte Hildegard Trusch aus Magdeburg wird im Zuchthaus Halle/Saale mit dem Fallbeil hingerichtet (siehe 22.01.1944).
Während der Haft wurde bei ihr eine Schwangerschaft entdeckt. Laut Vorschriften hätte daher die Hinrichtung ausgesetzt werden müssen. Daraufhin regte die Staatsanwaltschaft einen Schwangerschaftsabbruch an, da das Kind ohnehin kein “wertvoller Bestandteil der Volksgemeinschaft“ werden könne. Noch vor Abschluss dieser Überlegungen ließ das Justizministerium die Hinrichtung vollstrecken. Dem Landgericht Magdeburg wurde mitgeteilt, Hildegard Trusch habe eine Fehlgeburt erlitten.
22. Januar 1944
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die 23jährige Angestellte Hildegard Trusch zum Tode. Die Angeklagte soll in der Nacht zuvor während eines Bombenangriffs vom Hof eines brennenden Hauses eine Hose und Haarklemmen entwendet haben. Beim Versuch sie zu verkaufen, geriet Trusch an einen Polizeispitzel und wurde verhaftet. Die Verurteilte wird in das Zuchthaus Halle/Saale überführt.
10. Dezember 1943
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die Arbeiterin Irma H. wegen „Plünderung“ zum Tode. Die Strafe wird im Sommer 1944 wegen Schwangerschaft der Verurteilten in sechs Jahre Zuchthaus umgewandelt.
29. Juni 1943
Während des gesamten Zeitraums der Deportationen werden aus Magdeburg auch eine bisher unbekannte Zahl von Jüdinnen und Juden einzeln verschleppt, so auch die zehnjährige Rita Vogelhut. Sie wird am 29. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert und von dort am 16. Mai 1944 nach Auschwitz.
23. März 1943
Das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg verurteilt die in Lublin (Polen) geborene Katharina May wegen Fluchthilfe für zwei Kriegsgefangene zum Tode.Sie wird am 3. Mai 1943 im Zuchthaus Halle/Saale hingerichtet.
2. März 1943
Mit dem “32. Osttransport” von Berlin aus werden auch der 37jährige Leopold Natowitz und seine drei Töchter Mia, Doris und Miriam aus Magdeburg nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie treffen dort am 3. März ein.
1.-2. März 1943
Gestapo und Polizei lösen das Zwangslager für Sinti* und Roma* am Holzweg gewaltsam auf. Sämtliche Bewohner:innen werden verhaftet und mit Lastwagen zum Polizeipräsidium gebracht. Einige Sinti* und Roma*, die nicht im Lager gelebt haben, werden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert.
Tags darauf werden die Inhaftierten zusammen mit weiteren Sinti* und Roma* aus der Region mit dem Zug nach Auschwitz deportiert. Von 470 Deportierten überleben 340 die Liquidierung des dortigen “Zig.lagers” nicht.
26. Februar 1943
Mit dem “30. Osttransport” werden 913 Personen (davon 77 aus Magdeburg) von Berlin nach Auschwitz deportiert. Sie treffen dort tags darauf ein. In Magdeburg mussten sich die betroffenen Jüdinnen und Juden in der Saalwirtschaft “Freundschaft” sammeln. Von dort wurden sie zum Hauptbahnhof gebracht und am 22. Februar nach Berlin überführt.
8. Februar 1943
Albert Hischland wird aus der Haft im Zuchthaus nach Auschwitz deportiert, wo er ums Leben kommt.Der ehemalige Schulleiter war in einem antisemitschen Schauprozess wegen “Unsittlichkeitsverbrechen” zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
8. Januar 1943
Harry König wird vom KZ Buchenwald in das Gerichtsgefängnis Magdeburg überstellt. Er war 1942 wegen seiner Verlobung mit der “Geltungsjüdin” Ruth Choinowski in Schutzhaft genommen worden.Das Sondergericht Magdeburg verurteilt ihn als „Volksschädling“ zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus. Die Strafe verbüßt er in den Haftanstalten Gräfenbonna und Hohenasperg.
2. Dezember 1942
Ein dritter Deportationszug (“XX/3”) bringt 70 Jüdinnen und Juden – davon 30 aus Magdeburg – in das KZ Theresienstadt. Sie treffen dort am selben Tag ein.
25. November 1942
Mit dem “Transport XX/2” werden 76 Jüdinnen und Juden – davon 33 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert. Sie treffen dort am selben Tag ein.
18. November 1942
Mit dem “Transport XX/1” werden 73 Jüdinnen und Juden – davon 32 aus Magdeburg – nach Theresienstadt deportiert. Sie treffen dort am selben Tag ein.
26. Oktober 1942
Das Landgericht Magdeburg annulliert die Ehe von Moritz Choinowski, in Polen gebürtiger Jude, und Margarethe Choinowski. Das Urteil wird am 6. Januar 1943 rechtskräftig.